Durchgängigkeit und Vernetzung unserer Flusslandschaften

Schlitzpass beim Kraftwerk Rosegg an der Drau
Foto: BML / Katharina Steinbacher

Die Herstellung der Durchgängigkeit ist ein wesentlicher Faktor, um einen guten Zustand unserer Gewässer zu erreichen. In einer Serie werden hier in den kommenden Monaten ausgewählte Beispiele zu schon greifenden Maßnahmen vorgestellt.

Aktuell gibt es in Österreich etwas über 33.000 Querbauwerke in den Flüssen, die die Durchgängigkeit, als ökologische Basis zur Erhaltung der Artenvielfalt und der Biomasse im Lebensraum Wasser, behindern. Bei fast 60% aller Wasserkörper ist die Durchgängigkeit (noch) unterbrochen, im Durchschnitt findet sich auf jedem Kilometer Fließstrecke ein Wanderhindernis!

Diese Wanderhindernisse unterbrechen das Fließgewässerkontinuum, fragmentieren den aquatischen Lebensraum, verändern die Sedimentstruktur und isolieren Habitate.

Aus unterschiedlichen Gründen errichtet, wie z.B. im Zuge der Wasserkraftnutzung, für Wasserentnahmen, als bauliche Maßnahmen im Rahmen des Hochwasserschutzes oder zur Sohlstabilisierung, wirken sich die Unterbrechungen negativ auf das Wanderverhalten der Gewässerfauna und in Folge auch auf den Zustand der Flüsse aus.

Bestimmte Fischarten können beispielsweise ihre Laichhabitate nicht mehr erreichen und der genetische Austausch ist eingeschränkt. Dies führt langfristig zu einem Rückgang der Fischpopulationen sowie auch zum Verschwinden bestimmter Fischarten, weil ihr Lebensraum nicht mehr ihren Anforderungen entspricht.

Um Gewässer wieder in einen möglichst naturnahen und funktionsfähigen Zustand zu bringen, ist es nötig, das gesamte aquatische Ökosystem zu stärken und zu stabilisieren, Belastungen zu reduzieren, den Lebensraum zu verbessern und die Flusssysteme zu vernetzen – je umfangreicher diese Vernetzungen gestaltet werden, desto besser können Belastungen abgepuffert werden. Dies spielt vor allem in Hinblick auf den Klimawandel eine zunehmend wichtigere Rolle. In diesem Zusammenhang ist die Herstellung der Durchgängigkeit mit der Errichtung von Fischwanderhilfen ein wesentlicher Faktor.

Die Vernetzung der Flusssysteme ermöglicht es den Fischen auch, Wanderungen in Gewässersystemen durchzuführen, um eine optimale Nutzung vorhandener Ressourcen in Bezug auf Ernährung, Wachstum, Fortpflanzung, Schutz vor Feinden etc. zu erreichen. Durch die Vernetzung von Lebensräumen und die Anbindung an Zubringer profitieren Fischpopulationen von der Verfügbarkeit unterschiedlicher Habitate im Gewässersystem. In der Folge können dann auch morphologische Verbesserungsmaßnahmen ihre Wirkung voll entfalten.

In Umsetzung des Maßnahmenprogramms zum nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) 2009 wurden, bezogen auf das Fließgewässernetz > 10 km2 Einzugsgebiet (EZG), bis 2015 mehr als 1000 Wanderhindernisse durch den Bau von Fischaufstiegshilfen, Umbau zu Rampen oder Abriss passierbar gemacht.

Weil es sehr viele Herausforderungen gibt, um unsere Flüsse in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, wurde eine Priorisierung bei der Umsetzung von Maßnahmen, die ökologisch am wirksamsten und am kosteneffektivsten sind, vorgenommen. Weitere Sanierungen sollen in den kommenden Jahren schrittweise erfolgen.

Neben Fördermitteln der Europäischen Union wurden mit nationalen Umweltförderungsmitteln in der Höhe von 72 Mio Euro bis 2015 Investitionen zur Herstellung der Durchgängigkeit von über 211 Mio. Euro ausgelöst. Etwa zwei Drittel dieser Investitionen wurden dabei vom Sektor Wasserkraft getätigt, etwa ein Drittel von Bund, Ländern und Gemeinden.

Vor allem an größeren Flüssen wurden bereits zahlreiche Maßnahmen zur Herstellung der Durchgängigkeit umgesetzt. Als Beispiele seien hier die Donau, die Mur und die Drau genannt (weitere Informationen: siehe Links).

Um einen Einblick in die unterschiedlichen „Erfolgsgeschichten“ zu schon greifenden Maßnahmen zu geben, sollen in den kommenden Monaten verschiedene Projekte vorgestellt werden.

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