Verbesserung und Vernetzung aquatischer Lebensräume in der Unteren Lavant
Wussten sie, dass die Lavant in der Österreich-Ungarischen Monarchie eines der bedeutendsten Fischgewässer war, weil so reich an Arten und Fischmenge?
Ein mäandrierendes, teilweise verzweigtes Gewässersystem mit einer klassischen Fischfauna der „Barbenregion“ – so stellte sich die Lavant bis zu den grundlegenden Regulierungsmaßnahmen in der Mitte des letzten Jahrhunderts dar. Heute ist sie zum großen Teil begradigt und fließt innerhalb eines Trapezprofils.
Durch die Regulierung der Lavant wurden landwirtschaftliche Nutzflächen gewonnen und der Hochwasserschutz von Siedlungsgebieten erreicht. 13 Sohlstufen unterbrechen jedoch die Organismendurchgängigkeit. 15 Wasserkraftanlagen führten ebenfalls zu massiven Eingriffen am und im Gewässer. Als Resultat zeigt sich eine starke Verfremdung der natürlichen Lebensräume wodurch die Lavant heute über weite Strecken durch die schwerwiegenden Eingriffe in das Gewässerökosystem einen durch den Menschen veränderten, unnatürlichen, gestreckten, von Nebenarmen abgetrennten Verlauf zeigt. Bereits zu Anfang der 1990er Jahre erfolgte mit ersten Renaturierungsmaßnahmen ein Umdenken und das Einbeziehen ökologischer Überlegungen neben den reinen Nutzungsansprüchen. Dennoch sind von den historischen Fischbeständen heute nur mehr Reste zu finden, die sich auf den letzten noch naturnahen Flussabschnitt der „Unteren Lavant“ begrenzen.
Das Life-Projekt „Lavant: Lebensraumvernetzung für gefährdete Kleinfischarten“
Die Untere Lavant wurde bereits in den späten 1990er Jahren als NATURA 2000-Gebiet ausgewiesen. Im Jahre 2013 wurden schließlich ca. 20 km der 70 km langen Lavant per Verordnung zum Europaschutzgebiet erklärt. In diesem Europaschutzgebiet wurde 2011 ein mit ca. 3,5 Mio. € budgetiertes LIFE-Projekt gestartet (Projektträger: Wasserverband Lavant mit Unterstützung der Europäischen Kommission und Mitteln des Bundesministerium, des Landes Kärnten und der ÖBB). Umgesetzt wurden die planerischen und baulichen Maßnahmen mit Hilfe von lokalen Firmen, wodurch die Wertschöpfung und die investierten Mittel in der Region verblieben sind.
Das umfassende Maßnahmenprogramm wurde in erster Linie zur Lebensraumverbesserung folgender Kleinfischarten, die europaweit stark gefährdet sind, initiiert: Steingressling, Semling, Frauennerfling, Weißflossengründling, Streber, Zingel, Koppe und Ukrainisches Bachneunauge.
Ihr Überleben in der Lavant soll langfristig gesichert und eine Vergrößerung der Fischpopulationen ermöglicht werden. Vorangegangene Projekte zur Wiederherstellung gewässerspezifischer Habitate wie Aufweitungen oder Uferrückbauten haben gezeigt, dass Maßnahmen dieser Art von den Fischen an der Lavant im Vergleich zu anderen Flüssen überproportional stark angenommen werden.
Die Maßnahmen erstreckten sich von Flusskilometer 4,7 mit der Anbindung eines Zubringers bis Flkm 19,8, wo die oberste Sohlstufe umgebaut werden soll. Speziell zwei Schwerpunkte wurden dabei gesetzt:
-
Die Herstellung der Durchgängigkeit zur Vernetzung der Lebensräume.
-
Die Wiederherstellung bzw. Neuschaffung von ökologisch hochwertigen Lebensräumen im und am Gewässersystem.
Darüber hinaus wurde der Fluss auch „erlebbar“ gemacht: Radfahrer, Wanderer, Skater können den am Fluss entlang führenden Lavant-Radweg nutzen. Informationstafeln und speziell gestaltete Bereiche laden dazu ein, die Beziehung Mensch-Natur neu zu erfahren, womit die Bewusstseinsbildung für ökologische Themen gefördert werden kann.
Fazit
Dokumentiert durch ein beweissicherndes Fisch-Monitoring wurde sowohl in den Bereichen, an denen die Durchgängigkeit durch den Umbau von vier Sohlstufen hergestellt wurde, in den Restrukturierungsabschnitten als auch bei den Anbindungen von Seitengewässern eine zum Teil deutliche Zunahme der Abundanz und der Artenanzahl der Fische festgestellt. Die Abundanz hat sich im gesamten Projektgebiet von 4720 Ind/ha auf 10611 Ind/ha erhöht.
Durch die Wiederherstellung des Fließgewässerkontinuums ist beispielsweise der Semling, der vor den Maßnahmen bis zum Bereich der Einmündung des Granitzbaches bei St. Paul nachgewiesen werden konnte, nunmehr innerhalb eines Jahres ca. 8 km flussauf bis St. Andrä gewandert.
Alles in der Natur braucht seine Zeit: lediglich im Bereich der Laufverschwenkung der Lavant bei Mühldorf zeigt sich derzeit noch keine wesentliche Verbesserung, weil die neu verlegte Lavant der natürlichen Entwicklung überlassen wurde und das neu geschaffene Gerinne erst durch dynamische Prozesse geeignete Habitate für Fische ausbilden muss. Nach ersten Hochwasserereignissen im Herbst 2015 zeichnen sich solche aber bereits ab.
Positive Ergebnisse zu vorher-nachher-Untersuchungen zu den Projekt-Auswirkungen gibt es auch aus Sicht der Fachbereiche Amphibien, Libellen und in Bezug auf die Lebensräume an sich.
Weiterführende Details zum Projekt, die von der Landesregierung Kärnten zur Verfügung gestellt wurden, finden sich im Downloadbereich.