Naturnaher Rückbau der Melk - Erfolge und weiterer Handlungsbedarf

Laichendes Huchenpärchen
Foto: Clemens Ratschan

Seit den 1980er-Jahren wurden an der niederösterreichischen Melk mehrere strengregulierte Flussabschnitte naturnahe rückgebaut. An vier dieser Stecken und an einer nach wie vor regulierten Strecke, die als Referenz diente, wurden 2016 fischökologische Untersuchungen zur Bestimmung des Gewässerzustands durchgeführt, die Erfolge aber auch weiteren Handlungsbedarf aufzeigen.

An den Abschnitten Au, Hofstetten, Lachau und LIFE, die sich in ihrer Morphologie stark unterscheiden, sowie an der regulierten Referenzstrecke, wurden fischökologische Untersuchungen durchgeführt. Als Maßzahl dient dabei der „Fisch Index Austria“, der den ökologischen Zustand der Gewässer gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie ausdrückt.

Insgesamt konnten 18 Fischarten nachgewiesen werden. Dominiert wird der Fischbestand in der Melk vom Aitel sowie den Kleinfischen Elritze, Schneider, Bachschmerle, Laube und Gründling. Mit Huchen, Steinbeißer und Koppe wurden auch drei besonders schützenswerte Arten nach der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-RL) nachgewiesen. Weiters dominiert die Barbe und stromauf der Mankmündung die Bachforelle. Nase, Hasel und Äsche konnten nur mit wenigen Individuen belegt werden.

Besonders bemerkenswert ist der sehr gut reproduzierende Huchenbestand stromab der Mankmündung. In den oberen beiden Strecken (Hofstetten, Lachau) fehlen Huchen und Nase, was auf zahlreiche bestehende Wanderhindernisse sowie die Barrierewirkung durch die lange, weitgehend strukturlose Regulierungsstrecke zurückzuführen ist.

Der Fischbestand in den einzelnen Strecken spiegelt die gewässermorphologische Situation sehr gut wider. Die höchsten Biomassewerte pro Streckenlänge wurden in den beiden renaturierten Abschnitten Au und Hofstetten, die auch großflächigere Kolke aufweisen, festgestellt. Hohe Individuendichten – bedingt durch große Bestände an Jung- und Kleinfischen – wurden in den seichteren Strecken Lachau und LIFE sowie in der Buhnenstrecke Hofstetten in den Furt- und Buchtbereichen festgestellt. Der in Hofstetten angewandte Renaturierungstyp (Buhnen in größerem Abstand und dazwischenliegende Furtbereiche) weist eine im Vergleich zu den anderen Typen höhere fischökologische Wirksamkeit auf. Diese ist bedingt durch die hohe Verfügbarkeit an Reproduktionshabitaten und Lebensräumen für die verschiedenen Alters- und Größenstadien. Auch die Bedeutung von Flachufern für Jungfische konnte im Zuge der Befischungen belegt werden.

Auch die hydromorphologische Situation an den Flussabschnitten lässt sich anhand der Ergebnisse hervorragend abbilden: „guter Zustand“ in den beiden renaturierten Strecken stromab der Mankmündung sowie in der strukturreichen Buhnenstrecke bei Hofstetten und „mäßiger Zustand“ in der Regulierungsstrecke und der durchgehend sehr seichten Renaturierungsstrecke bei Lachau.

In den Wasserkörpern des Unterlaufs (Melk bis Mankmündung) und des Mittellaufs (Melk von Mankmündung bis Schweinzbachmündung) sind in Zukunft noch weitere morphologische Maßnahmen nötig, um das Ziel "guter Zustand" zu erreichen, d.h. in diesen Bereichen besteht noch Handlungsbedarf.

Die Strukturierung mit Buhnen und die Einbeziehung angrenzender Uferzonen innerhalb der Hochwasserbereiche bietet, analog zur Renaturierungsstrecke Hofstetten, eine vergleichsweise kostengünstige und mit dem Hochwasserschutz koordinierte Möglichkeit, die noch bestehenden Defizite zu beheben. Darüber hinaus ist mit dieser Form der Strukturierung und Dynamisierung des Flusses speziell im Bereich der Uferbereiche, die derzeit periodisch von Anlandungen zur Aufrechterhaltung des Abflussprofils geräumt werden müssen, eine erhebliche Verringerung des wasserbaulichen Instandhaltungsaufwandes zu erwarten.

Aus: Fischökologische Evaluierung von vier Renaturierungsstrecken an der Melk. (TB Zauner GmbH i.A. Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Wasserbau)

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