Umfangreichste Untersuchung der Donau abgeschlossen

Joint Danube Survey 4: Präsentation des Berichtes durch Ministerin Köstinger
Foto: BML / Paul Gruber Bundesministerin Elisabeth Köstinger, Dr. Anne Hartmann (BOKU), Staatssekretär Dr. Magnus Brunner
 

In den Jahren 2019 und 2020 wurde zum vierten Mal die weltweit umfangreichste Untersuchung eines großen Flusses im Rahmen des "Joint Danube Survey 4" durchgeführt. Die Endberichte liegen nun vor. Bundesministerin Elisabeth Köstinger findet die Ergebnisse erfreulich, betont aber auch, dass deutlich aufgezeigt wird, dass noch viel für die Donau zu tun ist.

Der Joint Danube Survey ist eine gemeinsame Donauuntersuchung durch alle 14 Staaten im Einzugsgebiet, die von der Kommission zum Schutz der Donau alle 6 Jahre organisiert wird. Die Feldarbeiten erfolgten durch nationale Experten, koordiniert durch ein wissenschaftliches Kernteam. Das Bundesministerium, Umweltbundesamt und das Bundesamt für Wasserwirtschaft waren maßgeblich an der Organisation und Umsetzung beteiligt.

Interessante Fakten zur Donau

51 Standorte an der Donau und den wichtigsten Nebenflüssen wurden untersucht – davon 6 Messstellen in Österreich: Jochenstein, Enghagen, Oberloiben, Klosterneuburg, unterhalb Wien, Hainburg. Zusätzlich wurden 7 Grundwasserstandorte und 11 Kläranlagen untersucht.

Über tausend Expertinnen und Experten aus 14 Ländern im Donaueinzugsgebiet haben die Donau eingehend nach einheitlichen Methoden analysiert. Das Programm war ambitioniert und umfassend und reichte von der Biologie, Chemie bis hin zur Erfassung der Struktur und Lebensräume der gesamten Donau. Neue und innovative Spezialuntersuchungen wie eDNA und Screenings kamen dabei erstmals zum Einsatz, um invasive Arten, Mikroplastik, Antibiotikaresistenz und Tausende in Zukunft potentiell gefährliche Stoffe zu erfassen. 50 verschiedene Fachthemen wurden untersucht und finden sich in dem 562 Seiten umfassenden Endbericht wieder.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Zustand der Donau sich seit den letzten Untersuchungen in vielfältigen Aspekten verbesserte, aber auch, dass noch immer zahlreiche reduzierbare Belastungen vorhanden sind. Für einen derart großen Fluss ist die Donau in einem international vergleichsweise guten Zustand.

2.600 chemische Substanzen wurden gezielt untersucht und davon 580 im Wasser festgestellt, nur einige wenige davon überschreiten an einigen Stellen die Grenzwerte. Zusätzlich wurde mit modernsten Screening-Methoden auf mehr als 65.000 Substanzen untersucht und 2.000 davon in geringsten Konzentrationen gemessen.

In der gesamten Donau wurde mit 72 Fischarten das fast vollständige natürliche Artenspektrum festgestellt, in Österreich davon 40 Arten. Trotzdem ist der ökologische Zustand der Fische aufgrund zu geringer Dichten unzufriedenstellend und weist auf fehlende Lebensräume hin. Die wirbellosen Tiere und Pflanzen zeigen, dass chemische Verunreinigungen und zu hohe Nährstoffkonzentrationen nur mehr lokale Probleme verursachen, aber deutliches Verbesserungspotential bei Ausmaß und Qualität der Lebensräume besteht. Zusätzlich ist ein deutlicher Einfluss auf die Artengemeinschaften durch einwandernde Fremdarten und Effekte des Klimawandels festzustellen.

Wie funktioniert die Probenentnahme und Analyse?

Erstmals wurde Mikroplastik in umfangreichem Ausmaß in Donausediment und in Muscheln analysiert. Mikroplastikpartikel sind zwar in geringer Konzentration, jedoch überall zu finden. Ein österreichisches Mikrobiologenteam untersuchte fäkale Belastungen, die seit dem letzten Joint Danube Survey im Jahr 2013 abnahmen, und erhob Antibiotikaresistenz von Keimen im Wasser, die weiter zunimmt. Die eDNA (environmental DNA = DNA-Teilchen, die von Pflanzen und Tieren an das Wasser abgegeben werden) wurde erstmals entlang eines gesamten internationalen Flusseinzugsgebiets angewendet und erfolgreich mit klassischen biologischen Methoden verglichen.

Über das Forschungsprojekt

Ein wichtiger Aspekt des JDS4 ist die Öffentlichkeitsarbeit, um der Bevölkerung die Bedeutung der Donau und der Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung dieses Lebensraumes zu vermitteln. Neben zahlreichen Veranstaltungen und Informationsmaterialien wurde von der IKSD in Kooperation mit dem Bundesministerium im Zuge der Arbeiten zum JDS4 ein Set von Fischkarten erstellt, welche die 60 wichtigsten Fischarten der Donau und Informationen zum JDS4 zeigen.

Das Programm wurde von der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau koordiniert und mit finanzieller Unterstützung Österreichs (Bundesministerium), Deutschlands (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit) sowie von der Europäischen Kommission und Eigenleistungen aller Donauländer umgesetzt.

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