Urban Gardening – wenn Arbeit Früchte trägt
Rund 240 Gartl-Fans bewirtschafteten im Jahr 2021 in Wien und Innsbruck ein eigenes Beet auf dem Areal der Bundesgärten. Beim Lokalaugenschein neben dem Innsbrucker Hofgarten haben wir erfahren, was den Reiz des städtischen Gärtnerns ausmacht.
Wer dieser Tage durch das Urban Gardenig-Areal beim Innsbrucker Hofgarten spaziert, wird von tanzenden Schmetterlingen und summenden Bienen begrüßt. Nicht minder fleißig als die emsigen Insekten sind die Beetbewirtschafterinnen und -bewirtschafter, die hier eines von 100 Beeten bepflanzen dürfen. Darunter sind auch Lisa, Michaela und Petra – noch bis in den Herbst können sie hier ihr eigenes Beet bewirtschaften und so laufend die Früchte ihrer eigenen Arbeit genießen. Und dass das besonders gut schmeckt, erfahren wir im Gespräch mit ihnen.
Blühende Aussichten bei Lisa
Für Lisa sind Projekte wie Urban Gardening extrem wichtig, weil sie nicht nur den Menschen einen unmittelbaren Mehrwert bringen, sondern auch einen Beitrag zur innerstädtischen Artenvielfalt leisten. Deshalb pflanzt Lisa auch in erster Linie Blumen an, die den Insekten Nahrung bieten. Ganz nebenbei hat sie aber auch etwas davon, denn die meisten Blüten sind essbar oder lassen sich in einer anderen Art und Weise weiterverarbeiten: So dienen Borretsch, Kornblumen oder Kapuzinerkresse als Blütengarnitur für Salate und andere Speisen und aus den Ringelblumen macht Lisa Seife und eine entzündungshemmende Salbe. Darüber hinaus bindet die begeisterte Hobby-Floristin ihre Blumen gerne zu bunten Sträußchen und Gestecken, mit denen sie ihrem Umfeld und sich selbst von Zeit zu Zeit eine kleine Freude bereitet.
Lisas Ringelblumensalben-Rezept (Calendulasalbe)
- 200g Bio-Kokosöl aus fairem Anbau in einen Topf geben und 2 Minuten bei 70 Grad bzw. auf Stufe 1 schmelzen lassen;
- 15 g Ringelblumenblüten dazugeben und 30 Minuten bei 70 Grad erhitzen;
- Ölauszug durch ein Tuch abseihen, Flüssigkeit auffangen und wieder in den Topf geben; 15 g Bienenwachs hinzufügen und dann nochmals 3 Minuten bei 70 Grad schmelzen lassen.
- Die Masse in Tegel abfüllen und abkühlen lassen.
TIPP: Ringelblumensalbe ist auch toll als Lippenbalsam und „Allround“-Creme für strapazierte Gartenhände geeignet! Kühl gelagert hält sie ca. ein Jahr.
Eine grüne Inspirationsquelle für Michaela
Bei Michaela ist es nicht die erste Saison, dass sie das Glück hat, ein Beet mitten in der Stadt bewirtschaften zu dürfen. Aus Erfahrung weiß sie: Manches wächst besser und manches weniger. In diesem Sinne sieht sie selbst gärtnerische Misserfolge eher als Herausforderung, neue Sachen auszuprobieren und gemeinsam mit ihren Pflanzen über sich hinauszuwachsen. So wird Urban Gardening auch zu einem spannenden Lernprozess und einer Inspirationsquelle. Neben der Gartenarbeit selbst, ist es auch die soziale Komponente, die für Michaela Urban Gardening auszeichnet: Im Gespräch mit den anderen Hobbygärtnerinnen und -gärtnern entstehen auch neue Ideen – das wäre in dieser Form im eigenen Garten nicht möglich. Eines müsse man sich aber stets gewahr sein: Das Gärtnern bereitet sehr viel Freude, aber auch einiges an Arbeit.
Michaelas Magenta-Spinat-Knödel-Rezept:
Zutaten Knödel: 300 g Semmelwürfel, 200 ml Milch, 250 g Baumspinat, 30 g Butter, 1 Stk. Zwiebel, Salz, Pfeffer, Muskatnuss gerieben, 2 Stk Eier, 2 El Brösel; Zutaten Garnitur: 50 g Butter, 50 g frisch geriebener Parmesan;
Zubereitung:
- Zwiebel fein hacken, in Butter anrösten, gewaschenen, fein gehackten Spinat dazugeben
- Knödelbrot mit heißer Milch übergießen, auskühlen lassen
- Eier versprudeln und mit Bröseln und Mehl und Gewürzen zur ausgekühlten Knödelbrot-Zwiebel-Masse geben und gut vermischt, ziehen lassen
Mit nassen Händen Knödel formen und in Salzwasser leicht wallend köcheln lassen, dann abseihen, anrichten und mit brauner Butter und geriebenen Parmesan servieren
Teamwork bei Constanze, Michaela und Petra
Apropos Arbeit: Für die drei Freundinnen Constanze, Michaela und Petra war von Anfang an klar, dass so ein Beet sehr viel Pflege bedarf. Deshalb teilen sie sich diese Aufgabe mit weiteren Freundinnen und Freunden auf – getreu dem Motto „gemeinsam mehr erreichen“. Und dass der Spaß beim kollektiven Gärtnern auch nicht zu kurz kommt, versteht sich dabei schon fast von selbst. Angepflanzt werden von den Urban Gardening-Beginners unter anderem Tomaten, Karotten, Bohnen, Himbeeren, Salat und Kohlsprossen, welche es ihnen besonders angetan haben: „Wir wussten vorher gar nicht wie diese wachsen!“ Das Besondere für die Freundinnen ist, dass man bei der Verarbeitung und dem Konsum der Ernte weiß, wie viel Arbeit und Pflege in jeder geernteten Frucht steckt und das schmeckt dann besonders gut. Wie den Freundinnen geht es vielen: Immer mehr Menschen wollen wissen, woher ihre Lebensmittel stammen und wie sie produziert wurden. Das Gärtnern stellt dabei gerade für Stadtbewohnerinnen und Bewohner ohne Garten oder Balkon eine wohltuende Abwechslung zum oft hektischen Büroalltag dar – unmittelbare Erfolgserlebnisse inklusive.
Tipps der drei Freundinnen für Gartl-Anfängerinnen und -Anfänger:
- Besonders wichtig ist, gleich bei der Aussaat bzw. dem Auspflanzen die einzelnen Pflanzen zu markieren. Gerade als Anfängerin oder Anfänger ist es sonst nämlich oft schwierig, das leidige Beikraut von den eigentlichen Nutzpflanzen unterscheiden zu können, was beim Jäten dann schon mal für Fragezeichen sorgen kann.
- Empfehlenswert ist es außerdem, sich im Vorfeld zu informieren, welche Pflanze wie viel Platz im Laufe ihrer Entwicklung braucht. Sonst kann es vorkommen, dass die eine Pflanze eine andere verdrängt.
- Ebenfalls gut wäre es, sich am Beginn zu erkundigen, welche Setzlinge später vielleicht einmal Unterstützung in Form einer Kletterhilfe oder ähnlichem benötigen und diese gleich von Anfang an in ausreichender Höhe einzuplanen.
Stärkung der Artenvielfalt und des Bewusstseins für regionale Lebensmittel
Das von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger initiierte Urban Gardening-Projekt wird von den Österreichischen Bundesgärten mit dem Ziel, die Artenvielfalt in der Stadt zu stärken und Interessierten die Möglichkeit eines unmittelbaren Naturzugangs zu geben, umgesetzt. Gleichzeitig sollen so auch das Bewusstsein für natürliche Kreisläufe und die Wertschätzung für regionale Qualitätslebensmittel gesteigert werden.
Aufgrund des großen Erfolgs und der Nachfrage ist geplant, das Urban-Gardening-Projekt auch in den kommenden Jahren weiterzuführen. Alle Informationen dazu sind auf der Nachhaltigkeits-Plattform des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft zu finden: www.nachhaltigkeit.at
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