Das EU-Schulprogramm für Obst, Gemüse und Milch

Ein lachendes Mädchen in weißer Bluse liegt auf der grünen Wiese, neben sich eine Flasche Milch und ein Korb Äpfel
Foto: BML / Pixhunter

Mit dem EU-Schulprogramm für Obst, Gemüse und Milch soll Kindern und Jugendlichen in Bildungseinrichtungen eine gesunde Ernährungsweise nahe gebracht werden. Alle österreichischen Schulen und Kindergärten können am EU-Schulprogramm teilnehmen und - solange die Mittel nicht ausgeschöpft sind - eine Förderung erhalten.

Das Ziel dieses von der EU geschaffenen Programms ist,  gesunde Ernährungsgewohnheiten bei Kindern und zukünftigen Generationen zu fördern. Schulkinder sollen in einem für die Geschmacksbildung wichtigen Alter zu gesunden Ernährungsweisen trainiert werden und außerdem die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Herkunft und Herstellung von Lebensmitteln, Landwirtschaft und Umwelt verstehen lernen.

Zu diesen Zwecken finanziert die Europäische Union aus dem Agrarbudget Gemeinschaftsbeihilfen für die vergünstigte Abgabe von Obst, Gemüse und Milch an Kinder in schulischen Einrichtungen.

Alle teilnehmenden Mitgliedstaaten erhalten von der Kommission für jedes Schuljahr zwei endgültige Budgetmittelzuteilungen für jeden der beiden Sektoren Milch sowie Obst und Gemüse.  

Informationen zur Programmteilnahme und zur Förderungsabwicklung finden Sie auf den Seiten der AMA.

EU-Schulobst und -gemüse

Der Ankauf von frischem Obst und Gemüse für Schüler, Schülerinnen und Kindergartenkinder im Rahmen des Programms wird mit einer Förderung aus EU-Mittel in Höhe von 50 Prozent der Produktkosten gestützt. Die Beihilfe ist bei 6,50 Euro pro Kilo gedeckelt, das heißt die maximale Beihilfe beträgt  3,25 Euro pro Kilo. Bei biologisch erzeugten Produkten erhöht sich die Beihilfe auf 70 Prozent der Nettokosten. Die restlichen Kosten müssen durch andere Träger wie Elternvereine, Gemeinden oder aus privaten Mitteln übernommen werden, ebenso wie die Mehrwertsteuer, die von der Förderung ausgenommen ist.

Damit noch mehr regionales und saisonales Obst und Gemüse an Kinder und Jugendliche verteilt werden kann, sind nur  bestimmte Obst und Gemüsearten förderbar. Dazu zählen Äpfel, Birnen, Weintrauben, Melonen, Walnüsse, Kiwi, Marillen, Kirschen, Pfirsiche, Nektarinen, Zwetschken, Pflaumen, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren, Heidelbeeren, schwarze, weiße und rote Johannisbeeren, Karotten, Gelbrüben, Paradeiser, Paprika, Radieschen, Rettich, Gurken, Kohlrabi, Sellerie sowie Erbsenschoten und nur im Lieferzeitraum November bis Februar Bananen, Orangen, Mandarinen, Clementinen, Satsumas und Grapefruits.

Schulmilch

Eine vielfältige Produktpalette bestehend aus Milch, Sauer- und Buttermilch, Naturjoghurt, aber auch Kakao, Fruchtjoghurt und Fruchtmilch, wird gefördert. Der Fokus ist auf gesunde Ernährung gerichtet, denn der Zusatz von Salz, Fett, Süßungsmittel oder künstlichen Geschmacksverstärkern ist verboten. Zuckerzusatz ist nur beschränkt möglich. Die Förderung für Schulmilch ist je nach Höhe des Milchanteils im Produkt unterschiedlich hoch. Die Produkte werden durch die Beihilfe billiger.

Für Produkte der Kategorie 0 (Konsummilch, Joghurt, Buttermilch und Sauermilch ohne Zusätze) beträgt die Beihilfe 50 Prozent der Nettokosten für konventionell erzeugte Produkte und 70 Prozent der Nettokosten für biologisch erzeugte Produkte.

Schulmilchprodukte stellen eine wertvolle Pausenverpflegung dar und sind oft die erste Mahlzeit für Kinder, die ohne gefrühstückt zu haben, in die Schule kommen.

Die Schulmilchlieferanten und Schulmilchlieferanteninnen sind fast ausschließlich regionale Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter. Die Produkte werden frisch hergestellt und je nach Region und Lieferant oder Lieferantin entweder in Glasflaschen, Becher oder Kartonverpackungen geliefert. Die Leergebinde werden nach Möglichkeit von den Lieferanten oder Lieferantinnen wieder zurückgenommen und recycelt

Milchaktion

zu Schulbeginn findet die Milchaktion statt, bei der die Abgabe von Trinkmilch mit Ausnahme der Mehrwertsteuer aus EU-Mittel gefördert wird. Begünstigte der Aktion sind Schüler und Schülerinnen, die die Volksschule besuchen in ganz Österreich, an maximal 5 Schultagen in Folge, im Zeitraum September bis Oktober. Die Schulmilchbäuerinnen und Schulmilchbauern und einige Molkereien sind bereit, die Mehrwertsteuer zu übernehmen, dadurch wird die Trinkmilch für die Schülerinnen und Schüler kostenlos.

Priorität für Trinkmilch

Im Gleichklang mit dem Ziel des Programms, gesunde Ernährungsgewohnheiten bei Kindern zu fördern, werden Produkte ohne Zusatz von Aromen und süßenden Zutaten wie Zucker oder Honig durch eine höhere Beihilfe wesentlich preisgünstiger an die Schülerinnen und Schüler abgegeben. Deshalb ist Trinkmilch außerhalb der Milchaktion für Kinder in teilnehmenden Bildungseinrichtungen viel billiger als zum Beispiel Kakao.

Begleitmaßnahmen

Das Ziel der flankierenden Maßnahmen ist die pädagogische Unterstützung bei der Abgabe von Obst und Gemüse, Milch und Milcherzeugnissen. Durch sie sollen Kenntnisse über gesunde Ernährungsweisen, über die Produktion von Lebensmitteln, Landwirtschaft und Umwelt, sowie über Produktvielfalt, Regionalität und Saisonalität den Kindern vermittelt werden.

Als Maßnahmen stehen Verkostungen und Exkursionen auf landwirtschaftliche Betriebe zur Auswahl. Dabei können noch weitere landwirtschaftliche Erzeugnisse und Verarbeitungserzeugnisse an Kinder verteilt werden, wie Käse, Topfen, Honig, pflanzenbasierte Drinks aus Hafer oder Soja und verarbeitetes Obst und Gemüse.

Für jeden Teilnehmer und jede Teilnehmerin wird eine Pauschale aus EU-Mittel gewährt. Nähere Informationen zur Projekteinreichung und Förderungsabwicklung sind auf den Seiten der AMA abrufbar.

Außerdem fördert die EU die Produktion von Unterrichtsmaterial. Der digitale Milchkoffer ist von der Agrarmarkt Marketing entwickelt worden. Er beinhaltet ausgezeichnete Lernmaterialien zum Thema Milchproduktion für alle Schulstufen, weiters Arbeitsblätter, Filme, Postervorlagen sowie ein Handbuch für Pädagoginnen und Pädagogen. Der digitale Milchkoffer kann kostenlos bei der Agrarmarkt Austria Marketing GmbH. angefordert werden.

Die  AGES hat weiteres Unterrichtsmaterial für die am EU-Schulprogramm teilnehmenden Schulen bestehend aus Anleitungen zu zehn verschiedenen Experimenten entwickelt.
Die Experimente können mit leicht verfügbaren Utensilien beziehungsweise Lebensmitteln im Rahmen des Unterrichts durchgeführt werden.
Durch die Durchführung der Experimente sollen Kinder von 6 bis 10 Jahren einen stärkeren Bezug zu und Wissen über Obst, Gemüse und Milchprodukte aufbauen, aber auch zugehörige naturwissenschaftliche Grundlagen kennenlernen. Darüber hinaus wurden zu den Experimenten Videos gedreht, die entweder vorab als Hilfestellung zur Durchführung oder nachher als Erfolgskontrolle angesehen werden können. Wissens-Checks online können als Lernkontrolle eingesetzt werden

Für Kinder von 6 bis 10 Jahre hat die AGES ein Quiz zu den Themen Obst und Gemüse und Milch und Milchprodukte erstellt. Das Quiz gibt es als Online-Version. Können alle 20 Fragen richtig beantwortet werden, dann gibt es eine Urkunde zum Obst-und Gemüse-Profi beziehungsweise Milch-Profi.

Im Obst und Gemüse Sektor kann die Anschaffung von Hochbeeten sowie von Obstbäumen und -sträuchern in schulischen Einrichtungen als pädagogische Begleitmaßnahme gefördert werden.

Umsetzung in Österreich

Seit seiner Einführung hat sich der Obst- und Gemüse-Sektor des Programms in Österreich sehr erfolgreich weiterentwickelt und etabliert.

Im Schuljahr 2010/11 wurden 199 Tonnen Produkte geliefert, vier Jahre später bereits 831 Tonnen.

Im Schuljahr 2022/23 wurden 1.088 Tonnen Obst und Gemüse an circa 289.000 Kinder in rund 3.569 Schulen und Kindergärten verteilt und ca. 1,9 Millionen Euro an EU-Beihilfen für Produktlieferungen ausbezahlt.

Die am häufigsten gelieferten Produkte sind mit Abstand Äpfel. Der Anteil an Gemüse bei den konsumierten Produkten beträgt rund 20 Prozent. Etwa ein Drittel der verteilten Produkte stammen aus biologischer Produktion.

Im Schuljahr 2022/23 wurden 1.423 Tonnen Schulmilchprodukte in  2.365 Schulen und Kindergärten mit rund 259.000 Kindern verteilt. Rund 0,65 Millionen Euro an EU-Beihilfen wurden ausbezahlt, davon rund 460.000 Euro für Produktlieferungen. Das beliebteste Produkt ist der Kakao. Der Anteil an Bioprodukten beträgt ungefähr 26 Prozent.

Nach dem starken Rückgang, der durch die Pandemie verursacht wurde, ist es wieder zu einer Steigerung der Teilnahme von Schulen und Kindergärten am Programm gekommen.

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