Kulinarik-Allianz mit Italien und Frankreich: Totschnig will natürliche Lebensmittel schützen

Bundesminister Norbert Totschnig
Foto: BML / Paul Gruber

Künstliche Fleischimitate sind weltweit am Vormarsch. Deshalb fordern Österreich, Frankreich und Italien auf Initiative von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig beim Agrarrat in Brüssel eine breite Diskussion.

Israel hat die Produktion und den Verkauf von Laborfleisch zugelassen, die Schweiz dürfte bald folgen. In den Niederlanden finden bereits Verkostungen unter kontrollierten Bedingungen statt, während in Singapur und in den USA Laborfleisch längst angeboten wird. Erste Zulassungsanträge in der EU dürften angesichts dieser Entwicklung bald folgen. Deshalb fordern Österreich, Frankreich und Italien eine breite Diskussion. 10 weitere EU-Mitgliedsstaaten schlossen sich dem Vorstoß der "Kulinarik-Allianz" an.

Die Kulinarik-Allianz fordert von der EU-Kommission

  1. Folgenabschätzung für die strategische Autonomie und Ernährungssouveränität der EU:
  • Laborfleisch wird von der internationalen Lebensmittelindustrie, wo wenige Großkonzerne bestimmen, erzeugt. Die Folge: Der Druck auf kleinbäuerliche Familienbetriebe könnte enorm steigen.
  • Die EU-Kommission wird daher aufgefordert gegen drohende Monopole vorzugehen und unsere kleinbäuerlichen Familienbetriebe zu schützen.
  • Mittels Folgenabschätzung sollen ethische, wirtschaftliche, soziale, ökologische und gesundheitliche Fragen beleuchtet werden.

  1. Faktenbasierte Informationen anstatt Greenwashing:
  • Die EU-Kommission wird aufgefordert für unabhängige, wissenschaftlich fundierte Information rund um Laborfleisch zu sorgen.
  • Irreführenden Greenwashing-Kampagnen soll entgegengewirkt werden.

  1. Transparenz und klare Kennzeichnung:
  • Laborfleisch braucht im Falle einer Marktzulassung jedenfalls eine klare Kennzeichnung, damit Konsumentinnen und Konsumenten transparent erkennen können, ob es sich um künstliches Zellgewebe aus dem Labor oder um ein natürliches Lebensmittel handelt.
  • Die EU-Kommission wird aufgefordert dafür zu sorgen, dass Laborfleisch nicht als echtes Lebensmittel beworben oder damit verwechselt werden darf.

Wie wird Laborfleisch hergestellt?

  • Laborfleisch wird mittels Stammzellentechnologie hergestellt und das Zellwachstum künstlich initiiert.
  • Dafür wird Gewebe von lebenden Tieren benötigt.
  • Zur Zucht der Zellen wird ein Nährmedium mit entsprechenden Wachstumsfaktoren benötigt – dafür wird bislang mit einer Spritze dem Herzen eines lebenden Kalbes fötales Serum entnommen.
So entsteht Laborfleisch

Ist Laborfleisch gesundheitsschädlich?

  • Dies muss vor einer EU-Zulassung, unabhängig von Herstellerstudien, geprüft werden.

Wie sieht die Umweltbilanz von Laborfleisch aus?

  • Laborfleisch benötigt verschiedene Ausgangsstoffe, Nährlösungen und Energie.
  • Die Frage der Nachhaltigkeit dieser Produkte ist nicht geklärt.
  • Laborfleisch in wettbewerbsfähigen Mengen zu erzeugen, ist ein sehr energieintensiver und kostenaufwändiger Prozess.

Wann gibt es Laborfleisch in Europa?

  • Lebensmittel aus Zell- und Gewebekulturen fallen unter die EU-Novel-Food-Verordnung.
  • Gezüchtete Zellgewebe aus dem Labor gelten demnach als „neuartige Lebensmittel“ und bedürfen vor einer Marktzulassung im Falle eines Antrags einer Prüfung durch die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) in Bezug auf mögliche gesundheitliche Risiken.
  • Bislang ist in der EU noch kein Zulassungsantrag nach der EU-Novel-Food-Verordnung gestellt worden, deshalb ist derzeit noch kein Laborfleisch zum Verkauf zugelassen.
  • Zahlreiche Expert:innen gehen aber davon aus, dass bald die ersten Zulassungsanträge in der EU gestellt werden.