FAO´s Flagship Publikationen liefern Mehrwert für Ernährungssicherheit und Nachhaltigkeitsziele
Gemäß Art. I der FAO "Verfassung" ist es ihre Aufgabe, Informationen hinsichtlich Ernährung, Landwirtschaft, Fischerei und Aquakulturen und dem Forstwesen zu sammeln, analysieren, interpretieren und zu verbreiten. Das unterscheidet sie ganz wesentlich von den anderen beiden römischen UN-Agenturen World Food Programme (WFP) und International Fund for Agricultural Development (IFAD).
In diesem Sinne ist die FAO Herausgeberin zahlreicher Berichte, Statistiken und Analysen, die den politischen Entscheidungsträgern wertvolle Entscheidungsgrundlagen liefern. Neben dem gemeinsam mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) jährlich erstellten Agrarmarktausblick mit einer Prognose der Agrarmärkte für die nächste Dekade stechen dabei besonders die folgenden fünf Publikationen hervor:
- The State of Food and Nutrition (SOFI)
- The State of Food and Agriculture (SOFA)
- The State of Agricultural Commodity Markets (SOCO)
- The State of World´s Forests (SOFO) und
- The State of World Fisheries and Aquaculture (SOFIA).
1) The State of Food and Nutrition 2018 (SOFI):
Dieser Bericht ist eine Gemeinschaftsarbeit von FAO, WFP, IFAD, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF). In dem Bericht wurde festgestellt, dass sich die Zahl der von Hunger und Unterernährung Betroffenen von 804 Millionen im Jahre 2016 auf 821 Millionen Menschen 2017 erhöht hat. Verschlechtert hat sich die Situation vor allem in Südamerika und Afrika. 151 Millionen Kinder bleiben im Größenwachstum auf Grund von Unter- und Mangelernährung zurück. 50 Millionen Kinder sind für ihre Alter zu klein, hingegen aber 38 Millionen übergewichtig. Übergewicht ist überhaupt ein zunehmendes Problem und kommt nicht nur in den hochentwickelten Staaten vor. Höhere Preise für „gesundes“ Essen, der Stress und die Angst, zukünftig nicht genügend zum Essen zu haben sowie eine bessere körperliche Anpassung an weniger Nahrung werden als mögliche Gründe für das Auftreten von Übergewicht in Mangelstaaten angesehen. Die Hauptgründe für Ernährungskrisen sind militärisch ausgetragene Konflikte, exzessive Naturereignisse in einem durch den Klimawandel steigendem Ausmaß und ökonomischer Natur.
2) The State of Food and Agriculture (SOFA) 2018:
Dieser Bericht beschäftigt sich heuer mit dem aktuellen Thema Migration und vor allem Migration aus dem ländlichen Raum. Migration aus dem ländlichen Raum in urbane Gegenden ist ein normaler Teil eines gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses, wie er auch in Mitteleuropa in den letzten 100 Jahren stattgefunden hat. Migration beinhaltet aber nicht nur die aus den Medien bekannte internationale Migration, der größere Teil ist die Migration innerhalb von Entwicklungsländern oder die Flucht in benachbarte Entwicklungsländer. Migration hat viele Ursachen wie hohes Bevölkerungswachstum und schlechte Chancen für die Jugend in den ländlichen Gebieten. Oder kriegerische Konflikte und durch den Klimawandel bedingte Änderungen der natürlichen Gegebenheiten, die eine Flucht in benachbarte Regionen und Staaten notwendig machen. Migration hat aber auch soziale Folgen. Die wegziehende Jugend fehlt in den Heimatländern als aufstrebende Arbeitskraft; andererseits stärken die Geldtransfers, die diese an ihre Familien schicken, die dortige lokale Wirtschaft und sichern das Überleben der Gebliebenen. Quelle der internationalen Migration sind – nach Meinung der Autoren – vor allem Personen in Ländern mit einem mittleren Einkommensniveau. Diese können sich die internationale Migration eher leisten. Migration sollte so weit als möglich eine freiwillige Entscheidung bleiben. Bezogen auf den globalen ländlichen Raum ist dessen Attraktivitätssteigerung und eine Vermehrung der Chancen für die nachkommende Jugend ein Schlüssel zur Reduktion von Migration in jeder Form.
3) The State of Agricultural Commodity Markets (SOCO) 2018:
Dieser Bericht behandelt die Interdependenzen zwischen Agrarhandel, Klimawandel und Ernährungssicherheit. Der Klimawandel beeinflusst unterschiedliche Regionen verschieden stark. Niedrig gelegene, küstennahe Staaten – oft sind das Entwicklungsländer – sind viel stärker von Überflutungen und Dürren betroffen als andere Regionen. Durch den Klimawandel bedingte Veränderungen an den agrarischen Produktionsbedingungen beeinflussen die Nahrungsmittelversorgung und werden für viele Staaten eine zunehmende Herausforderung darstellen. Eine klima-smarte Landwirtschaft, die eine intelligente Anpassung an durch klimatische Veränderungen geänderte Produktionsbedingungen und eine höhere CO²- Verwertung zum Ziel hat, ist ebenso notwendig wie ein Fokus auf innovative Technologien und deren Umsetzung in der Praxis. Ziel wäre ein gut funktionierender internationaler Agrarhandel, der ohne Marktverzerrungen auskommt, einen ausgleichenden Effekt auf unterschiedliche lokale Produktionsbedingungen bewirkt und die Resilienz gegen spontane Ernteausfälle erhöht.
4) The State of the World´s Forests (SOFO):
Ausmaß und Zustand der globalen Bewaldung sind ganz wesentlich für das Leben der bedürftigsten Bevölkerungsgruppen. Anhand von 8 Fallstudien wird die enorme Relevanz von gesunden Wäldern für die nachhaltige Landwirtschaft dargelegt. Nachhaltige Waldbewirtschaftung versorgt Hunderte Millionen Menschen mit Nahrungsmittel, Energie und Einkommen und dient als finanzielles Sicherheitsnetz in wirtschaftlich angespannten Zeiten. Studien belegen, dass in den Entwicklungsländern 20% des Einkommens der ländlichen Haushalte aus der Waldbewirtschaftung stammen. 40% der weltweiten erneuerbaren Energie stammen aus Holz; das wäre so viel wie Solarenergie, Hydroelektrik und Windkraft zusammen. Laut FAO ist es höchste Zeit, wirksame Maßnahmen für den Wald zu ergreifen, dessen globale Gesamtfläche täglich sinkt. Ein wichtiger Schritt dazu wäre die rechtliche Absicherung von Landrechten für die ländliche Bevölkerung in den Entwicklungsländern, einschließlich der indigenen Bevölkerung. Greifbare Fortschritte können nur durch eine sektorübergreifende Politik erreicht werden.
5) The State of World Fisheries and Aquaculture (SOFIA):
Fischerei und Aquakultur liefern nicht nur einen in weiten Teilen der Welt sehr wesentlichen Beitrag zur lokalen Ernährungssicherheit, sie sind auch direkt mit den UN-Nachhaltigkeitszielen wie dem SDG 2 (den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern) oder dem SDG 14 (Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen) verknüpft. Sowohl die Fischproduktion als auch die Fischkonsumation sind im Steigen begriffen. Seit 1961 ist der jährliche Fischverbrauch weltweit doppelt so stark gewachsen wie das Bevölkerungswachstum. Die Produktionssteigerung entkoppelt sich immer mehr von der Nachhaltigkeit: der Anteil der biologisch nachhaltig erzeugten Fischbestände sank von 90% im Jahre 1974 auf 33,1 % im Jahre 2015. Wahrscheinlich auch dank einer bewussteren und gesünderen Ernährungsweise stieg der Fischverbrauch von 9 kg pro Kopf im Jahre 1961 auf 20,2 kg pro Kopf im Jahre 2015. Die Leistung der FAO in diesem Zusammenhang war die Erstellung eines regulatorischen Rahmenwerks, das der Überfischung durch Überproduktion Einhalt gebieten soll. Dieser Code of Conduct for Responsible Fisheries (CCRF) beinhaltet Prinzipien für eine nachhaltige Entwicklung im Bereich Fischerei und Aquakultur. Auf der Fangebene wurden im UN-Rahmen eine Reihe von teils verbindlichen, teils freiwilligen Übereinkommen geschaffen, deren Ziel die Eindämmung der illegalen, undokumentierten und unregulierten Fischerei (IUU) ist. Letztere dezimiert Fischbestände, zerstört Lebensräume im Meer, verzerrt den Wettbewerb, benachteiligt ehrliche Fischer und schwächt die Küstengemeinden, besonders in Entwicklungsländern. Das ehrgeizige Ziel der Wahrung der globalen Fischbestände bei gleichzeitiger Deckung des steigenden Nahrungsmittelbedarfs kann nur durch eine gemeinsame Anstrengung auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene zum Erfolg führen.
Der obige Artikel stellt ein Exzerpt aus allen genannten Berichten dar. Falls wir damit ihr Interesse geweckt haben, dürfen wir Sie auf die Originalberichte der FAO (in englischer Sprache) – erreichbar unter den angeführten Links – verweisen. Die Berichte sind gratis in verschiedenen Versionen (Vollversion und diverse Zusammenfassungen) erhältlich.