Richtige Mähtechnik schützt Insekten

Mähwerk im Einsatz
Foto: Maschinenring OÖ Lebensraum Wiese: Gesucht wurden praktikable technische Lösung zum Schutz der Insekten

Der Erhalt der Biodiversität auf Österreichs Wiesen und Feldern gehört zu den wesentlichen Zielen einer nachhaltigen Landwirtschaft. Ein Forschungsprojekt des BML hilft mit, dass es bei der Bewirtschaftung von Wiesen zu möglichst geringen Auswirkungen auf die Insektenpopulation kommt.
 

In Österreich wurden im Jahr 2023 rund 720.208 Hektar Dauergrünland gemäht. Die Bewirtschaftung von Mähwiesen hat sich insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark gewandelt. Mechanisierung und häufigere Schnitte sorgen für höhere Erträge, beeinflussen aber auch die im Grünland lebenden Insekten.

Vorrangiges Ziel des Forschungsprojektes ​„Erhebung von Grundlagen zur Bewertung insektenschonender Mähtechniken im Wirtschaftsgrünland und artenreichen Magerwiesen“ war es, die Auswirkungen von in der landwirtschaftlichen Praxis verwendeten Mähtechniken auf die im Wirtschaftsgrünland lebenden Insekten zu untersuchen. Dabei wurden auch ​Schutz- und Scheuchvorrichtungen an Mähgeräten erprobt. Anhand der Ergebnisse konnten mögliche Verbesserungen in der Konstruktion der Mähtechnik abgeleitet werden, um Insektenverluste bei der Mahd zu minimieren.

Es zeigte sich, dass bei Verwendung von Doppelmesserbalken sowie von Scheibenmähwerken die Insektenverluste am geringsten sind (weniger als 10 Prozent). Bei der Verwendung von Scheibenmähwerken mit Mähaufbereitern ist die Verlustrate deutlich höher. Größere Insekten haben bei der Mahd eine geringere Überlebenschance als kleinere.

Fünf verschiedene Mähvarianten wurden getestet: das in der Praxis gängigste Scheibenmähwerk, ein Scheibenmähwerk mit Mähaufbereiter, ein Scheibenmähwerk mit Mähaufbereiter und zwei verschiedenen Scheuchvorrichtungen sowie ein Doppelmessermähwerk. Die Mähvarianten wurden an insgesamt acht Versuchstagen in den Jahren 2021 und 2022 auf vier- bis fünfmähdigem Wirtschaftsgrünland und ein- bis zweimähdigen Naturschutzflächen im oberösterreichischen Alpenvorland getestet. Vor der Mahd wurde das Insektenvorkommen auf diesen Flächen untersucht, während der Mahd wurden wegfliegende Insekten mit Netzen eingefangen, danach wurde das Mähgut durchsucht, der Boden abgesaugt und die Insekten gezählt.

Unterschiede zwischen Mähtechniken gegeben

Das Doppelmessermähwerk war mit weniger als 5 Prozent Insektenverlusten die insektenschonendste Variante. Herkömmliche Scheibenmähwerke lagen mit unter 10 Prozent nur knapp darüber. Bei Verwendung von Mähaufbereitern erhöhten sich die Insektenverluste im Schnitt auf rund 15 bis 20 Prozent. Getestete Schutz- und Scheuchvorrichtungen brachten keinen signifikanten Beitrag zum Insektenschutz. Vor allem bei Mähaufbereitern konnte beobachtet werden, dass größere Insekten einem überproportional größeren Verletzungsrisiko ausgesetzt sind.

Nach dem Mähen
Nach dem Mähen: Das Mähgut wird genau untersucht.

In der Praxis weisen verschiedene Insektengruppen deutlich geringere Sterblichkeitsraten auf als andere Insektengruppen. Aufgrund der Daten ist anzunehmen, dass Hummeln und Honigbienen schnell genug sind, um vor den Mähwerken zu fliehen. Sie waren vor der Mahd häufiger zu finden als nach dem Mähen.

Da im Früh- und Hochsommer die Insektenanzahl am höchsten ist, könnte zu dieser Zeit der Verzicht auf Mähaufbereiter wesentlich zur Insektenschonung beim Mähen beitragen. Projektleiter Johannes Hintringer: „Gerade in den heißen Sommermonaten mit hohem Insektenaufkommen brauchen die Landwirte die Aufbereiter oft nicht zwingend. Ermöglichen die Mähwerkshersteller den Landwirten, den Mähaufbereiter auf einfache Art und Weise wegzulassen oder auszuklappen, wäre dies ein einfach zu realisierender Beitrag Insekten zu schonen.“

Auch auf ertragsbetontem Wirtschaftsgrünland ist Insektenschonung wichtig

Bestimmte Insektenarten kommen auch im ertragsbetonten fünfmähdigen Grünland in wesentlich höheren Dichten vor als auf vergleichsweise weniger häufig gemähten und gedüngten Grünflächen. Biologe Dirk Schorkopf: "Fazit daraus ist, dass wir die Notwendigkeit von Insektenschonung auf allen Grünlandflächen beachten müssen, nicht nur auf den artenreichen Magerwiesen." In ungedüngten ein- oder zweimähdigen Wiesen leben oft sehr seltene Insektenarten, weshalb hier die Verwendung der insektenschonendsten Mähtechniken zum Überleben dieser Arten beitragen kann.

Das Forschungsprojekt war mit rund 230.000 Euro dotiert und wurde von der ARGE „Insektenschonendes Mähen“ mit fachlicher Unterstützung durch die HBLFA Francisco-Josephinum durchgeführt. Die Partner der Arbeitsgemeinschaft waren der Maschinenring Oberösterreich, die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Pöttinger Landtechnik GmbH, der Biologe Dr. Johann Neumayer und die Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Weiterführende Informationen sind auf der Forschungsdatenbank "DaFNE" des Landwirtschaftsministeriums abrufbar.