Insektenstudie

Kaisermantel auf Blume
Foto: Thomas Zuna-Kratky

Anzahl der Insektenarten sowie Gesamtmenge der meisten untersuchten Insektengruppen stabil, Veränderungen im Artenspektrum

Klimawandel hat deutliche Auswirkungen auf die Insektenwelt

Intakte Ökosysteme sind die Basis für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und damit für die Versorgungssicherheit. Dabei spielen Insekten eine zentrale Rolle. Um herauszufinden wie sich die Insektenpopulation in Österreich entwickelt, hat das Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit allen neun Bundesländern eine umfassende Studie in Auftrag gegeben.

Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts zeigen, dass die Artenvielfalt in der heimischen Insektenwelt stabil bleibt, ebenso die Gesamtmenge der meisten Insektengruppen. Das Artenspektrum ändert sich jedoch. Hauptfaktoren für die Änderung der Artenzusammensetzungen sind der Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung sowie der Rückgang nährstoffarmer, extensiv genutzter Kulturlandschaft.

Umfassende Untersuchung

Während für viele Wirbeltiere und Vögel langjährige Untersuchungen über die Veränderung der Populationsdichte existieren, gab es bisher kaum entsprechende Informationen über Insekten. Auf Initiative des Ministeriums wurde daher von 2020 bis 2022 das bis dato umfangreichste österreichweite Forschungsprojekt zu diesem Thema durchgeführt. Unter der Leitung des Insektenforschers und Landschaftsökologen Thomas Zuna-Kratky waren insgesamt 22 Expertinnen und Experten an den Untersuchungen beteiligt, um die Veränderungen in den unterschiedlichen Insektenpopulationen in Österreich sowie die möglichen Ursachen zu dokumentieren und entsprechende Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung aufzuzeigen.

Für die Datengrundlage wurden frühere Erhebungen (ab 1990) mit derselben Methodik wiederholt. In einem zweiten Studienteil wurde eine Stichprobe von 4.285 Insektenarten (11 Prozent der heimischen Insektenfauna) auf ihre Ansprüche und auf Risikofaktoren für Bestandsrückgänge hin untersucht.

„Ohne Insekten keine Bestäubung. Ohne Bestäubung keine Lebensmittel. Wir alle wissen, was für eine zentrale Rolle Insekten für intakte Ökosysteme und das gesamte Leben auf der Erde spielen. Über den Insektenbestand in Österreich wird viel spekuliert. Um ein wissenschaftliche Einschätzung der Situation zu erhalten, hat mein Ministerium gemeinsam mit den Bundesländern eine Studie in Auftrag gegeben, um die Veränderungen der Insektenpopulationen in den letzten 30 Jahren zu analysieren“, betonte Bundesminister Norbert Totschnig bei der Präsentation der Studie.

Zentrale Ergebnisse der Insektenstudie

  • Die Gesamtartenzahl der untersuchten Insekten in Österreich ist im Vergleich der vergangenen 30 Jahre relativ stabil geblieben.
  • Auch die Menge an Insekten pro Testfläche – die sogenannte Individuendichte – zeigt in Summe stabile Verhältnisse, wobei sowohl Zunahmen als auch Abnahmen festgestellt wurden.
    • Bei den Heuschrecken und Fangschrecken gab es österreichweit einen Rückgang der Populationsdichten mit deutlichen regionalen Unterschieden. So nahmen die Populationen in den Hochalpen zu.
    • Positive Entwicklungen gab es zum Beispiel bei den Tagfaltern in den Ackerbaugebieten der Tieflagen.
Veränderung von Insektenpopulationen in den letzten 30 Jahren
  • Veränderungen wurden beim Artenspektrum verzeichnet.
    • Im Schnitt ein Viertel der ursprünglich vorhandenen Arten wurde im Laufe der Untersuchungsperiode durch neue Arten ersetzt.
    • Arten, die an kältere Klimabedingungen und nährstoffarme Lebensräume angepasst sind, werden weniger, während sich wärmeliebende Arten ausbreiten.
Hauptfaktor für die Änderung der Artenzusammensetzung ist der Klimawandel
  • Hauptfaktor für die Änderung der Artenzusammensetzung ist der Klimawandel
  • Ein weiteres zentrales Ergebnis aus der Studie ist, dass sich traditionelle, biodiversitätsfördernde Wirtschaftsweisen unserer Land- und Forstwirtschaft positiv auf die Insekten-Artenvielfalt auswirken.

Maßnahmen für Schutz und Stärkung der Insekten in Österreich

  • Aus der Studie ist eindeutig ableitbar, dass die Aufrechterhaltung und Förderung von traditionellen, biodiversitätsfördernden Wirtschaftsweisen in der Land- und Forstwirtschaft ein wichtiger Faktor zur Sicherung einer arten- und individuenreichen Insektenpopulation in Österreich ist.
    • Extensiv genutztes Grünland weist eine höhere Artenvielfalt auf als Flächen, die nicht mehr bewirtschaftet werden.
    • Die Intensivierung der Grünlandwirtschaft wird als Herausforderung für Insekten bewertet, aber insektenschonendes Mähen, Rückzugsflächen, artenreiche Blühmischungen sowie abgestufte Nutzungsintensität von Wiesenflächen können negative Effekte kompensieren.
    • Um die Folgen des Klimawandels zu kompensieren braucht es gezielte Pflegemaßnahmen, Wanderkorridore für Ausweichbewegungen und eine Verbesserung des Wasserrückhalts.
    • Sonderstrukturen und Landschaftselemente wie Hecken, Feldgehölze oder Einzelbäume unterstützen die Artenvielfalt und insektenfreundliche Siedlungsgebiete bieten ebenfalls attraktive Lebensräume für Insekten.