Lebensmittel Totschnig: Erster Bericht des Fairness-Büros zeigt unfaire Praktiken in der Lebensmittelkette

Landwirtschaftsminister Totschnig und der Leiter des Fairness-Büros, Dr. Abentung, präsentierten den ersten Tätigkeitsbericht des Fairness-Büros

Vor einem Jahr nahm das Fairness-Büro seine Arbeit auf und bietet seither Bäuerinnen und Bauern sowie Lebensmittelverarbeitern anonyme und kostenlose Hilfe, wenn sie von unfairen Handelspraktiken betroffen sind. Denn die Marktkonzentration im Lebensmittelhandel ist hoch: Die drei größten Handelsketten vereinen fast 90% Marktanteil auf sich. „Das unabhängige Fairness-Büro ist ein großer Schritt in Richtung mehr Gerechtigkeit und Transparenz in der Lebensmittelkette. Es fungiert wie ein Radar spürt das Ungleichgewicht in der Verhandlungsmacht auf. Das zeigen auch die Ergebnisse des ersten Tätigkeitsberichtes: „Wir alle kennen Rabattaktionen wie das „-25 Prozent Rabattpickerl“‚ „1+1 gratis“ oder „-25 Prozent Wochenendrabatte“. Beschwerden an das Fairness-Büro zeigen, dass die Kosten dafür oft die Lieferanten selbst tragen müssen – sonst wurde auch schon mit einer Auslistung gedroht“, sagte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, der gemeinsam mit dem Leiter des Fairness-Büros, Dr. Johannes Abentung, die Ergebnisse des ersten Berichtes bei einer Pressekonferenz vorstellte.

„Jede Woche beschweren sich im Schnitt vier Lieferanten wegen unfairer Handelspraktiken beim Fairness-Büro. Diese Beschwerden haben bereits im ersten Arbeitsjahr das Ungleichgewicht in der Verhandlungsmacht zwischen Produzenten und größeren Käufern bestätigt“, ergänzte Abentung. Das Fairness-Büro, das am 1. März 2022 seine Arbeit aufgenommen hat, hilft anonym und kostenlos Betroffenen, die beim Verkauf von Agrar- oder Lebensmittelerzeugnissen von größeren Käufern unter Druck gesetzt werden und denen verbotene oder unlautere Handelspraktiken widerfahren. „Der Vorteil des Fairness-Büros ist, dass Betroffene von unfairen Handelspraktiken frei und ohne Angst vor Vergeltungsmaßnahmen, wie zusätzlicher Preisdruck oder Auslistungen, Missstände aufzeigen können. Sämtliche Anliegen im Zusammenhang mit dem Verkauf von Lebensmitteln werden stets anonym und vertraulich behandelt. Ich kann nur jeden Betroffenen dazu aufrufen, sich zu melden“, sagte Abentung.

Zentrale Ergebnisse des 1. Tätigkeitsberichtes:

Aggressive Preispolitik und Aktionen auf Kosten der Produzenten

Große Käufer nutzten die wirtschaftlichen Herausforderungen im vergangenen Jahr, um mit ihrer Verhandlungsmacht Preisdruck auf schwächere Lieferanten auszuüben.

Aufgezwungene Vertragsbedingungen

Das starke Ungleichgewicht zwischen kleinen Lieferanten und großen Käufern wird nicht nur in Beratungsgesprächen mit dem Fairness-Büro erläutert, sondern spiegelt sich auch in Verträgen und Allgemeinen Geschäftsbedingungen wider.

Zunahme an Eigenmarken & vertikale Integration

Der Anteil an Eigenmarken nimmt im Lebensmitteleinzelhandel immer mehr zu. Damit steigt nicht nur die Verhandlungsmacht der Handelskonzerne, sondern auch die Austauschbarkeit von heimischen Lebensmitteln und Produzenten.

Der erste Tätigkeitsberichts steht unter www.fairness-buero.gv.at zum Download bereit.