Von Wald und Gesundheit in Österreich bis zum Lehrgang Green Care Wald
Gesundheits- und soziale Aspekte und Potentiale der österreichischen Wälder, ein weiter Weg mit sichtbarem Erfolg.
Die Verbindung zwischen Wald und seiner Wirkung auf die menschliche Gesundheit sind vielfältig. Wälder spielen eine zentrale, weltweite Rolle beim Klima, und die aktive Speicherung von Trinkwasser. Sie sind Schutz im alpinen Raum und ein intensiv genutzter Ort für Erholung, Freizeit, Sport und Tourismus.
Die Medien sind aber auch derzeit voll mit dem Thema, dass sich der Aufenthalt im Wald positiv auf unsere Gesundheit auswirkt. Durch gezielte Bewegung wird die körperliche Aktivität gefördert und diesbezüglichen Krankheiten vorgebeugt. Die Stimmung wird durch den Waldaufenthalt verbessert, und trägt somit zur mentalen Gesundheit durch generelles Wohlbefinden bei. Der Wald selbst kann Therapie sein, aber auch als Raum für therapeutische Anwendungen genutzt werden. Die soziale Komponente der Wälder stärkt die Gesundheit gesellschaftlich benachteiligter Personen durch gezielte Aktivitäten im Gelände und baut soziale Brücken.
Gesundheit - was ist das?
Wälder tragen ganz entscheidend zu dem bei, was nach der gängigen internationalen Definition unter „Gesundheit“ verstanden wird:
„Gesundheit ist der Zustand voll ständigen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, der sich nicht nur durch die Abwesenheit von Krankheit oder Behinderung auszeichnet …“ (Quelle: WHO).
Diskussions- und Umsetzungsprozess eingeleitet
Das Forstwirtschaftsministerium hat das Themenfeld „Wald + Gesundheit“ in den letzten Jahren – gemeinsam mit allen interessierten und fachlich zuständigen Partner-Institutionen intensiv diskutieren und die damit verbundenen Chancen und Potentiale aber auch den gegebenen Handlungsbedarf ausgelotet und weiterentwickelt.
Außerordentlich breites Themenspektrum
Die Themenvielfalt reicht dabei von der zentralen Rolle der Wälder für die Klimaentwicklung, Luftreinhaltung/-verbesserung, die nachhaltige Speicherung von Trinkwasser, den Schutz von Leib und Leben in den Berggebieten, den tatsächlichen und potentiellen Beiträgen zu Prävention und Gesundheitsvorsorge, als (teilweise intensiv genutzter) „Raum“ für Erholung, Freizeit, Sport und Tourismus, als „Rückzugsgebiet“ für Stressgeplagte, „Ruhepol“ für Naturbegeisterte, mittlerweile aber auch als vielbegehrte Bildungsstätte, idyllische Kulisse, Therapie- und Sozialraum, etc.
Wald + Gesundheit - "neue" Chance für WaldeigentümerInnen
In Österreich wurden die skizzierten Zusammenhänge bisher jedoch noch nie in ihrer Gesamtheit darstellt oder gar als Entwicklungschance oder Aufgabe für eine branchenübergreifende Zusammenarbeit in Verwaltung, Forschung, Regional- beziehungsweise auch Produktentwicklung, Versicherungswesen, Gesundheitstourismus, betriebliche Diversifizierung et cetera wahrgenommen.
Auf Vorschlag und unter Leitung des Forstwirtschaftsministeriums wurden, unter Einbindung wichtiger für den Bereich der Land- und Forstwirtschaft und des Gesundheitswesens zuständigen Stakeholdern, zu Beginn, zwei „Workshops Wald + Gesundheit“ auf Expertenebene durchgeführt.
In den beiden Workshops wurden Kernthemen zu Wald + Gesundheit und erste Arbeitsschwerpunkte für eine öffentliche Diskussion und Weiterentwicklung definiert.
Gleichzeitig wurde – dem Motto des internationalen Jahr des Waldes 2011 „Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume!“ folgend - beschlossen, noch im Herbst 2011 das Thema erstmals öffentlich vorzustellen und aufbauend auf die Ideen, die in den Workshops eingebracht wurden, anhand von Fachvorträgen und Praxisbeispielen zu diskutieren.
1. Österreichische Tagung Wald + Gesundheit
Die „1. Österreichische Tagung Wald + Gesundheit“, die vom 27. bis 29. Oktober 2011 in Schloss Reichenau, Reichenau an der Rax, NÖ. stattfand, bildete damit den offiziellen Startschuss zum Thema Wald + Gesundheit in Österreich. Eine möglichst breite, fundierte Diskussion zum Thema in Theorie und Praxis war Ziel der Tagung.
Zielgruppen
Sämtliche Akteure und Institutionen zum Themenfeld aus dem Bereich der (Land- und) Forstwirtschaft und des Gesundheitswesens (Politik, Verwaltung, Interessensvertretungen, Forschung, Praxis, Versicherungen, Ärztinnen und Ärzte, Pharmazeutinnen und Pharmazeuten, Therapeutinnen und Therapeuten, Gesundheitstourismus, Regionalentwicklung, et cetera)
Tagungsziele
- Erstmalige bundesweite, breite öffentliche Darstellung des Themenfeldes,
- Aufzeigen des Hintergrundes und geeigneter Instrumente zur Umsetzung,
- Verdeutlichung / Diskussion der Potentiale und Chancen, Hemmnisse,
- Präsentation ausgewählter Projekte/Aktivitäten in Theorie und Praxis,
- Vernetzung interessierter (Projekt-)Partner und Institutionen,
- Klärung des Handlungs- und Forschungsbedarfes.
Schwerpunktthemen
- Gesundheitseffekte des Aufenthaltes im Wald,
- Wald als Standort und Thema therapeutischer und sozialer Aktivitäten,
- Gesundheitseffekte von Produkten aus dem Wald,
- Querschnittsthemen (Rechtliches, Versicherungsfragen, Kulturelles, Historisches et cetera)
Weitere Schritte
- Plattform „Wald und Gesundheit“
- Literaturstudie (und englische Version) Gesundheitswirkungen von Waldlandschaften von Univ. Prof. Dr. Arne Arnberger, Universität für Bodenkultur und Dr.in Renate Cervinka, MedUni Wien,
- Broschüre "Wohlbefinden & Lebensqualität im grünen Bereich";
- Handbuch "Lehrkraft Natur“;
- Handbuch „Vielfalt leben";
- Handbuch "Waldkindergärten in Österreich"
- BFW-Bericht „Gewaltprävention im Wald“.
Ebenso die Internationale Tagung: International Conference on Landscape and Human Health, vom 17. bis 19. Mai 2017, in der Diplomatischen Akademie in Wien. Es sind in Summe 107 Abstracts, davon 83 mündliche Präsentationen und 24 Poster Präsentationen eingelangt.
Das Joint Forest Europe and Austrian Research Centre for Forests veranstaltete den Workshop “Forests for Human Health – Challenges and Opportunities”, vom 8 – 9 April 2019 in Wien
Das Dissertationsvorhaben Green Care Wald (konzeptionelle Überlegungen) mit dem Arbeitstitel: "Sozio-ökonomische & regionalpolitische Wirkungen/Einflussfaktoren auf die Etablierung von Green Care Wald Pilotprojekte in Österreich – Eine Netzwerkanalyse am Beispiel einer Projektregion".
Zertifikatslehrgang „Gesundheit im Wald“
Die aktuellen Aktivitäten sind der Zertifikatslehrgang „Gesundheit im Wald“ mit seriösen, neuen wissenschaftlich fundierten Kenntnissen über die gesunden Wirkungen des Waldes mit korrekten rechtlichen Bestimmungen (zum Beispiel Arzneimittelgesetz)
Ziel ist die Schaffung eines neuen Zertifikatslehrganges, der die Grundlage für eine bundesweit einheitliche Ausbildung zur Umsetzung von Green Care Wald-Projekten darstellt. Zentrale Punkte des Zertifikatslehrganges sind die Kompetenzvermittlung zur Konzeption und Umsetzung von Sozialprojekten (Themenbereiche Bildung, Arbeit, Gesundheit) im und mit dem Wald, als Einzelinitiative von Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern oder in Form von Gemeinschafts- und Kooperationsprojekten mit Sozialträgern, Therapiezentren, Therapeuten, Ärzten oder anderen sozial interagierenden Organisationen.
Absolventen des Zertifikatslehrganges sollen in der Lage sein, Projekte zu Green Care Wald selbstständig zu konzipieren, eine Projektbeschreibung zu erstellen, eine detaillierte Arbeitszeit- und -bedarfsplanung für das konzipierte Projekt zu formulieren und sämtliche Projektschritte hinsichtlich rechtlicher, steuerlicher und betriebswirtschaftlicher Aspekte zu bewerten. Der soziale Mehrwert der Initiativen im Sinne von Green Care muss jedenfalls gegeben sein. In Kooperationen mit Reha-Einrichtungen und Therapeuten oder in Einzelinitiativen sollen entsprechende Projekte für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen wirtschaftlichen Mehrwert bringen und zur Stärkung des Betriebseinkommens beitragen.
Es ist dies, der von der Forstwirtschaft anerkannte Zertifikationslehrgang zum Thema Erholung im Wald, ebenso wie die Zertifizierung von „Gesundheitswäldern“ durch Forstingenieure.
Green Care Wald
Das Projekt des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) mit Green Care, Green Care Wald steht für Dienstleistungen und Projekte, die in Kooperation mit Sozialträgern und Institutionen auf land- und forstwirtschaftlichen Betrieben angeboten werden, zur Förderung von Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität.
Zielgruppen von Green Care sind Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Burn-out Syndrom, Langzeitarbeitslose, ältere Menschen aber genauso Kinder und Jugendliche. Auch Projekte für Menschen mit Ernährungsproblemen oder Integrationsschwierigkeiten werden angeboten.
Green Care Wald versteht sich als Plattform, um interessierten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, die Möglichkeit zu bieten, ihren Wald für Erholungssuchende entsprechend zu öffnen.