Bundesschutzwaldplattform 2021
Die Österreichische Bundesschutzwaldplattform fand am 9. und 10. September im Rahmen des Österreichischen Walddialoges als Webinar unter dem Titel „Gemeinsam für einen starken Schutzwald in Österreich: klimafit – wirtschaftlich – gesellschaftlich die Zukunft mitgestalten“ statt.
Dieses Informations- und Diskussionsformat dient insbesondere dem fachlichen Austausch zwischen den unterschiedlichsten Stakeholdern in der Querschnittsmaterie Schutzwald. Die mit zeitweise über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr gut besuchte zweitägige Online-Veranstaltung bot in einem fachlich breit gefächerten Programm die Möglichkeit, die vielfältigen Themen rund um den Schutzwald anzusprechen sowie aktuelle Entwicklungen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung, Forschung, Waldeigentum, Jagd, Planung und Gemeinden intensiv zu diskutieren und Impulse und Ideen für das eigene Umfeld mitzunehmen.
Bewusstsein schaffen für die Leistungen des Schutzwaldes
Bundesministerin Elisabeth Köstinger machte in ihrer einleitenden Videobotschaft auf die Wichtigkeit der Schutzfunktion des Waldes aufmerksam. Ohne den Schutzwald könnten knapp die Hälfte des Siedlungs- und Wirtschaftsraumes in Österreich nicht dauerhaft genutzt werden. Diese Bereitstellung einer nachhaltigen Schutzfunktion ist aber keineswegs selbstverständlich - zahlreiche Herausforderungen müssen jetzt und in Zukunft angegangen und gelöst werden
Aktuelle Entwicklungen im Schutzwald
Im ersten Vortragsblock „Neue Herausforderungen – Starke Antworten“ zeigte DIin Alexandra Freudenschuß (BFW) den aktuellen Wissensstand und Forschungsbedarf für den Schutzwald in Österreich auf. Landesforstdirektor der Steiermark, DI Michael Luidold, führte in das Projekt der dynamischen Waldtypisierung ein, dass unter Berücksichtigung möglicher Klimaszenarien für alle Waldstandorte in der Steiermark zukünftige Umweltbedingungen und Waldgesellschaften ausweist.
Die Praxis sowie die integrale Schutzwaldbewirtschaftung stand im Zentrum des zweiten Blockes: DIin Hellen David gab Einblick in die Schutzwaldstrategie der Österreichischen Bundesforste. Modernste Technik wie Drohnen helfen dabei, steile und schwer erreichbare Schutzwaldlagen schnell und effizient anzusprechen und verschiedenste Parameter wie Baumarten, Verjüngung oder die Schichtigkeit der Bestände zu erheben. Prokurist Ing. Josef Zandl (Gutsverwaltung Fischhorn) stellte nicht nur die vier Standbeine des Betriebes vor, sondern vertiefte auch damit zusammenhängende Konfliktbereiche. Ein integrales Konzept, dass das jagdliche und forstliche Management aber auch den Tourismus verknüpft, unterstützte die Entwicklung der durch den Föhnsturm Uschi 2002 zerstörten Schutzwaldbestände zu jungen, artenreichen und gemischten Schutzwäldern.
Am zweiten Tag der Bundesschutzwaldplattform machte Erika Rogl, Bürgermeisterin der Gemeinde Kals am Großglockner, in ihrem eindrucksvollen Vortrag stellvertretend für viele Schutzwaldgemeinden in Österreich bewusst, wie unglaublich wichtig schutzfunktional bewirtschaftete Wälder für eine nachhaltige Sicherung von besiedelten alpinen Tälern sind. Vor allem nach Katastrophenereignissen wie dem Sturm Vaia 2018 braucht es schnelles Eingreifen sowie eine gute Koordination aller Beteiligten.
Sektionsleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung DI Christian Amberger führte durch das digitale Gemeindeportal des Wildbach- und Lawinenkatasters, eine Anwendung für Gemeinden, um rasch alle wichtigen Informationen zu den Gefahrenbereichen im Blick zu haben. Abschließend stellte DI Hubert Malin, Forstbetriebsleiter des Forstfonds Stand Montafon, die Herausforderungen der Schutzwaldbewirtschaftung im Spannungsfeld zwischen niedrigen Holzerlösen, Tourismus, Jagd und der Wichtigkeit eines intakten Schutzwaldes dar. Auch im Hinblick auf den Klimawandel und aktuellen Herausforderungen erklärte er die Weichen für einen zukunftsfitten Forstbetrieb.
Diskurs zum Schutzwald
Die anschließende hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung, Wissenschaft, Waldbesitz und Praxis verdeutlichte erneut, wie umfangreich die mit Schutzwald zusammenhängenden Themen sind. Zukünftige Herausforderungen, sei es die Beratung von Klein- und Kleinstwaldbewirtschafterinnen und -bewirtschaftern, klimatische Veränderungen, die (ausreichende) finanzielle Unterstützung von Waldbesitzerinnen und -besitzern oder die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des Schutzwaldes, wurden intensiv diskutiert. Durch die Chatfunktion konnten zudem auf Fragen und Anmerkungen der Teilnehmenden eingegangen werden.
Auch in Zukunft soll das Format der Bundesschutzwaldplattform als Informations- und Netzwerknotenpunkt einen prioritären Beitrag für die Kommunikation und Bewusstseinsbildung in der Schutzwaldpolitik darstellen. Denn nur gemeinsam kann der Schutzwald in Österreich gestärkt und die Zukunft nachhaltig mitgestaltet werden.
Kooperationspartner
Die Bundesschutzwaldplattform 2021 wurde unter der Federführung des Bundesministerium (Österreichischer Walddialog und Schutzwaldteam der Abt. III/4) gemeinsam mit dem Österreichischen Schutzwaldverein in Kooperation mit dem Österreichischen Gemeindebund, dem Waldverband Österreich, den Land&Forst Betrieben Österreich sowie dem Bundesforschungszentrum für Wald veranstaltet.