Sektionsleiterin Elfriede Moser im Walddialog-Interview
DIin Elfriede Moser ist seit 1. Dezember 2023 die neue Leiterin der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im BML. Davor war sie als oberösterreichische Landesforstdirektorin in Linz tätig. Im Walddialog-Interview erzählt sie, wo die Aufgabenschwerpunkte der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit liegen und welche Herausforderungen künftig besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.
Als Nachfolgerin von Maria Patek wurden Sie von Bundesminister Totschnig zur Leiterin der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im BML bestellt. Eine Sektion mit einem sehr umfangreichen und bedeutenden Aufgabenbereich. Sie sind jetzt unter anderem für die nationale und internationale Waldpolitik zuständig, für den Waldfonds, die Holzinitiative, den Schutz vor Naturgefahren, aber auch unter anderem für die Koordination der forstlichen Forschung und vieles mehr, verliert man in solch einem „Themenwald“ nicht den Blick auf den einzelnen Baum?
Es handelt sich zweifelsfrei um eine besondere Herausforderung, die ich jedoch sehr gerne angenommen habe. In der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit vereinen sich die verschiedensten Aufgabengebiete auf mehreren Handlungs-Ebenen, einige wichtige wurden bereits genannt. Dass ich mich dabei auf ein hervorragendes, erfahrenes Team stützen darf, freut mich besonders. Die Aufgabe ist dabei immer vom Detail oder dem Einzelnen an das große Ganze zu denken, die Summe der Einzelbäume bilden den Waldbestand.
In welchen Bereichen erwarten Sie die größten Herausforderungen? Welche Themen werden aus ihrer Sicht in Zukunft spezielle Aufmerksamkeit verlangen?
Die Schwerpunkte der Arbeit sind natürlich zum einen von der aktuellen Lage der Wälder bzw. der Forst- und Holzwirtschaft geprägt, wo es gilt, zunächst rasche wirkungsvolle Hilfen für den Sektor aufzustellen und diese auch umzusetzen – nur ein Stichwort „der Waldfonds – dem Zukunftspaket für unsere Wälder“. Generell aber müssen wir auch weiterhin dafür sorgen, die für die Bewertung der Lage und für politische Entscheidungen notwendige Datenbasis zu liefern. Hier gilt es vor allem, unser hohes Niveau zu sichern und weiter zu entwickeln. Ausbildung und Forschung im Forst- und Holzbereich wiederum sind essentiell, um das Wissen im Umgang mit Krisen zu erhöhen und innovative Lösungswege aufzuzeigen. Ein weiteres sehr wichtiges Themenfeld ist natürlich die Begleitung der Umsetzung der Österreichischen Waldstrategie 2020. Mit der externen Evaluierung des Walddialogprozesses sowie der Waldstrategie 2020 und den daraus abgeleiteten Empfehlungen haben wir eine gute Basis geschaffen, um die nächsten Schritte erfolgreich zu setzen.
Bei der Waldpolitik ist es generell sehr wichtig, tragfähige und ausgewogene Lösungen zu finden. Die Einbindung der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, der für die Waldbewirtschaftung Verantwortlichen sowie auch aller relevanten Stakeholder in den politischen Entscheidungsprozess, ist hierfür von besonderer Bedeutung.
Dies ist derzeit insbesondere auf europäischer Ebene ein großes Thema, wo tiefgreifende Änderungen in Bewegung sind. Generell ist die Vernetzung auf europäischer und internationaler Ebene zunehmend von Bedeutung, wo Österreich seit vielen Jahren starke Akzente setzt. Nicht zuletzt geht es auch um die Information der Gesellschaft über die Wälder sowie deren Bedeutung und Nutzen. Es ist zu erkennen, dass aufgrund der Krisen und Naturkatastrophen ein Umdenkprozess im Gange ist, der sich auch auf den Zustand des Waldes bezieht. Er wird vermehrt als kostbares Gut betrachtet, das nicht als für alle Zeiten garantiert angesehen wird. Auf diesem Umdenken können wir aufbauen.
Sie haben schon kurz den Walddialog erwähnt. Welchen Beitrag kann der Österreichische Walddialog leisten, die Ziele der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit zu erreichen und wie sehen Sie die Zukunft des Walddialogs?
Der Österreichische Walddialog ist seit 20 Jahren ein beispielhafter Dialogprozess, der die Waldpolitik in Österreich maßgeblich mitgestaltet. Er ist zu einer echten Marke gewachsen. Es ist nicht selbstverständlich, dass über 85 Organisationen und Institutionen ihr Know-how und ihre Ressourcen zur Verfügung stellen und aktiv so lange an einem Politikentscheidungsprozess beteiligt sind. Dies zeugt von der gegenseitigen Wertschätzung, die im Walddialog gelebt wird und sich in den gemeinsam getragenen Ergebnissen des Walddialogs widerspiegelt. Er ist ein Prozess, der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist und um den uns viele andere Länder beneiden. Der Walddialog hat in Vergangenheit bewiesen, dass wir auch den zukünftigen Herausforderungen am besten gemeinsam begegnen. In diesem Sinne freue ich mich weiterhin auf eine konstruktive Zusammenarbeit für den Wald.
Das Walddialog Team bedankt sich für das Interview!