Tirol: Kontrolle von Wildbächen wird digital
Die Digitalisierung gewinnt im Naturgefahrenmanagement immer mehr an Bedeutung. So soll die Wildbachbetreuung 4.0 den Schutz vor heimischen Wildbächen noch effizienter machen. Herzstück ist eine neue App. Sie trägt maßgeblich dazu bei, Gefahrensituationen rasch zu erkennen und zu beseitigen.
Seit mehr als zehn Jahren setzen Land Tirol, Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) sowie die Tiroler Gemeinden beim Schutz vor Wildbächen auf Kooperation. Regelmäßig gehen die rund 240 Waldaufseher der Gemeinden die Wildbäche mit einer Gesamtlänge von 2.700 Kilometern ab und nehmen alle Abflusshindernisse und Mängel an Schutzbauten auf. Seit 2008 wurden so fast 10.000 Abflusshindernisse und 660 Schäden an Bauten in der eigenen Web-Applikation gemeldet und von den Wildbachaufsehern der WLV fachlich bewertet. Auf dieser Basis konnten die Gemeinden dann die notwendigen Maßnahmen beauftragen. Allein im Jahr 2021 fließen in Tirol 29 Millionen Euro in den Schutz vor Wildbächen.
Wildbachbetreuung 4.0 macht Naturgefahrenmanagement noch effizienter
Der Einsatz von digitalen Tools soll das hohe Schutzniveau an den Tiroler Wildbächen auch in Zukunft gewährleisten. Herzstück der Wildbachbetreuung 4.0 ist eine neue App. Mit dieser Anwendung können die Waldaufseher der Gemeinden und die Wildbachbetreuer der WLV-Gebietsbauleitungen Abflusshindernisse und Schäden an den Bauten direkt vor Ort mit einer eigenen App dokumentieren.
Gemeinsames Ziel ist der bestmögliche Schutz vor Naturgefahren. Die neue App ist ein weiterer Innovationsschub, nachdem vor mehr als zehn Jahren das Naturgefahrenmanagement in der Waldstrategie als eine der Kernaufgaben des Forstdienstes definiert und die Wildbachbetreuung etabliert wurde. Zusammenarbeit bringt Sicherheit und ist im Katastrophenschutz unumgänglich. Mit den Waldaufsehern der Gemeinden, dem Landesforstdienst und der WLV verfügt man über Strukturen, die auch Dank technischer Hilfsmittel optimal ineinandergreifen.
Die neue App beschleunigt die Erfassung und liefert präzise Angaben, da die Orientierung im Gelände via GPS deutlich vereinfacht wird. Außerdem funktioniert die App auch offline. Alle Waldaufseherinnen und Waldaufseher, aber auch die Wildbachaufseherinnen und Wildbachaufseher wurden bereits online eingeschult und verwenden die App im Gelände.
Mehr als 800 Begehungen wurden innerhalb des vergangenen Monats bereits mit der neuen App dokumentiert.
Beitrag zur Sicherheit der mehr als 25.000 Bauwerke
Mehr als 25.000 Bauwerke sorgen tirolweit für den Schutz vor Wildbächen. Die aktuelle Überwachung liefert eine gute Übersicht über den Zustand der Bauwerke. Das ist gerade für das Katastrophenmanagement immens wichtig. Die Ergebnisse der Wildbachbegehungen werden automatisch in das landeseigene Portal Tirol übertragen, Informationen zu den Bauwerken in das Gemeindeportal der WLV und damit direkt in den Wildbach- und Lawinenkataster. So werden Doppelgleisigkeiten verhindert und eine effiziente und schnelle Überwachung der 2.268 Tiroler Wildbäche und der Bauwerke gewährleistet.
Kooperation und Digitalisierung als Erfolgsfaktoren
Der Schutz vor Naturgefahren ist eine der wichtigen Aufgaben der 279 Tiroler Gemeinden. Die Kommunen sind nicht nur für die Überwachung der Bauwerke zuständig, sondern laut Forstgesetz auch verpflichtet, die Wildbäche jährlich zu begehen und Abflusshindernisse zu beseitigen.
Die enge Zusammenarbeit von Gemeinden, WLV und Land Tirol war in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich und hat maßgeblich zum Schutz vor Wildbächen beigetragen. Mit der neuen App wird die Arbeit der Waldaufseherinnen und Waldaufseher deutlich erleichtert.