Tirol: Neues digitales Werkzeug zur Lawinensimulation
Die Wildbach- und Lawinenverbauung und das Institut für Naturgefahren des Bundesforschungszentrums für Wald haben ein international beachtetes Werkzeug zur Lawinensimulation entwickelt. Dieses liefert Planerinnen und Planern neuartige Informationen und leistet so einen wichtigen Beitrag zum künftigen Schutz vor Naturgefahren.
Lawinensituation und Schutzmaßnahmen
Im Bundesland Tirol berühren 2.713 Lawinen den Siedlungsraum. Der Schutz des Lebensraums und der Infrastruktur hat daher hohe Priorität – das spiegelt sich auch in der Arbeit der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) wider. Die WLV setzt seit 20 Jahren verschiedene Modelle ein, deren Ergebnisse dann in die Planung von Schutzmaßnahmen und in die Gefahrenzonenplanung einfließen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es aber nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch die technischen Voraussetzungen haben sich weiterentwickelt.
Lawinenmodell AvaFrame
Im Jahr 2020 erfolgte daher der Start für die Entwicklung eines neuen Lawinenmodelles unter dem Titel "AvaFrame". Seit Anfang 2023 steht die erste Version von AvaFrame für den Praxiseinsatz zur Verfügung. Mit dieser können die Expert:innen der WLV und externe Lawinenexpert:innen noch gezielter und effizienter abbilden, wie sich Lawinen entwickeln und welche Auswirkungen sie haben können.
Verbesserte Gefahrenanalyse
AvaFrame bietet Planer:innen einen Werkzeugkoffer voll mit Lawinenmodellen, der 20 Jahre Wissen aus der Lawinensimulation konserviert und gleichzeitig kontinuierlich mit den neuesten Entwicklungen ergänzt werden kann. Dank verschiedener Programmmodule werden Verbesserungen in den Simulationen sichergestellt und die Qualität der Gefahrenanalyse kontinuierlich erhöht. Außerdem sind dynamische Anpassungen an den globalen Wandel möglich – z.B. wie sich fehlender Schutzwald auf eine Lawine auswirkt.
Schnittstelle zur internationalen Forschung
Besonderen Stellenwert hat die WLV darauf gelegt, dass AvaFrame als „Open Source“-Anwendung programmiert wird. Mit dieser Herangehensweise steht die wissenschaftliche Entwicklung auch Forschungszentren offen und es gibt eine Schnittstelle zur internationalen Forschung. Zudem kann diese Anwendung in der akademischen Ausbildung von Naturgefahrenexpert:innen genützt und damit wissenschaftlich verbessert werden.
Kooperationsprojekt
AvaFrame ist ein Kooperationsprojekt des Forstwirtschaftsministeriums, zu dem die WLV gehört, und dem Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Das BFW bringt die Expertise aus der Wissenschaft ein, die WLV die Ingenieurpraxis im Umgang mit Lawinen. Ziel ist die gemeinsame Weiterentwicklung der österreichischen Lawinenmodelle. Das Investitionsvolumen lag bei 750.000 Euro.
Weitere Informationen
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Sektion Tirol
Wilhelm-Greil-Straße 9
6020 Innsbruck
Tel: 0512/58 42 00-0
Fax: 0512/58 42 00-44
E-Mail: sektion.tirol@die-wildbach.at -
Fachzentrum Geologie und Lawinen
Das Fachzentrum hat seinen Sitz in der Sektion Tirol und ist für die Fachbereiche Geologie und Lawinen zuständig. -
Fachinstitut Naturgefahren
Das Institut für Naturgefahren entwickelt praxisorientierte Methoden, um menschlichen Lebensraum zu sichern.