Lawinen

Lawinenverbauung
Foto: BML / Alexander Haiden

Lawinen bilden gemeinsam mit anderen Phänomenen (Schneedruck, Schneegleiten, Schneeverwehung) den Komplex der Schneeprozesse. In ganz Österreich gibt es rund 8.000 Lawineneinzugsgebiete. Die Wildbach- und Lawinenverbauung Österreich setzt zum Schutz der Bevölkerung und Infrastruktur verschiedene Maßnahmen vor Lawinen.

Lawinen

"Unter einer Lawine sind Schneemassen zu verstehen, die bei raschem Absturz auf steilen Hängen, in Gräben und ähnlichem infolge der kinetischen Energie oder der von ihnen verursachten Luftdruckwelle oder durch ihre Ablagerung Gefahren oder Schäden verursachen können."

Diese Definition nach dem Forstgesetz von 1975 (§99 (2)) beschreibt Lawinen also als gleitende, fließende oder rollende Schneemassen oder als aufgewirbelte Schneewolken, welcher durch morphologische und kinetische Merkmale gekennzeichnet sind.

Das Einzugsgebiet einer Lawine wird in das Abbruchgebiet, die Sturzbahn und das Ablagerungsgebiet unterteilt.

Nach der Form des Abbruches unterscheidet man:

  • Lockerschneelawinen mit punktförmigem Anriss und deltaförmiger Erweiterung und
  • Schneebrettlawinen, die durch das Abgleiten von Schneetafeln auf einer glatten oder labilen Schneeschicht infolge Überschreitung der stabilisierenden Scherspannung und nachfolgendem Bruchkollaps entstehen.

Nach der Art der Bewegung werden

  • Fließlawinen (fließende Bewegung der Schneemassen) und
  • Staublawinen (stiebende Bewegung eines Schnee-Luft-Gemisches) unterschieden.

Weitere Unterscheidungen von Lawinen

Je nachdem, ob der Anbruch in der Schneedecke oder auf dem Untergrund erfolgt, spricht man bei der Schneebrettlawine von einer Ober- oder einer Bodenlawine. Während also dem Entstehungsmechanismus nach zwischen Lockerschnee- und Schneebrettlawinen unterschieden wird, spricht man von einer Flächenlawine, wenn die Schneemassen flächig abgleiten und von einer Runsenlawine, wenn diese sich in einem Graben (Tobel) bewegen.
Trockener Schnee führt zur Trockenschneelawine, nasser zur Nassschneelawine. Bei fließender Bewegung der Schneemassen kommt es zur Fließlawine, bei stiebender zur Staublawine. Hat die Fließlawine einen hohen Wassergehalt, so kann sie bis zum Boden durchreichen und dessen Bestandteile mitnehmen. In diesem Falle wird sie zur - meist im Frühjahr auftretenden - Grundlawine.

Ursachen für die Auslösung von Lawinen sind extreme Neuschneefälle, ein rascher Temperaturanstieg, die Schneeverfrachtung durch Wind, die Steilheit des Geländes und die Wirkung der Vegetation. Ein wichtiges Phänomen ist die von verschiedenen Witterungsfaktoren abhängige Metamorphose der Schneekristalle in der Schneedecke. Neben der Selbstauslösung kommen auch Wildwechsel und der Mensch als auslösender Faktor (Schitourismus, Schibergsteigen) in Betracht.

In Österreich stoßen ca. 5.800 Lawinen in den Dauersiedlungsraum vor. Die Schwerpunkte der Gefährdung liegen in Vorarlberg, Tirol, Osttirol, Salzburg, Oberkärnten, der Obersteiermark sowie im südlichen Teil von Oberösterreich. Zahlreiche weitere Lawinengänge bedrohen die alpinen Schigebiete.

Schutz vor Lawinen

Forstlich-biologische Maßnahmen

Als effizientester Schutz vor Lawinen gilt der Wald. Ein ungleichaltriger, mehrstufiger und in sich gut geschlossener Waldbestand ist der beste Schutz gegen die Entstehung von Lawinen unterhalb der Waldgrenze beziehungsweise der beste natürliche "Bremsverbau" gegen oberhalb des Waldgürtels anbrechende Schneeereignisse. Der Wald hebt das Windfeld, wirkt ausgleichend auf die Schneeablagerung und verhindert die Ausbildung zusammenhängender Spannungszonen in der Schneedecke, wobei sich letztere zudem im Umfeld der Bäume stark verfestigt.

Technische Maßnahmen

Ist die Schutzwirkung des Waldes begrenzt, erfolgt die Verbauung von Anbruchgebieten mit Stützwerken in Stahl, Holz oder mit Schneenetzen. Zusätzlich schränken Gleitschneeschutzmaßnahmen (Holzblöcke, Verpfählungen) die Schneebewegung ein und ermöglichen die Aufforstung an der Waldgrenze. Für die Bewirtschaftung von Schutzwäldern in Lawineneinzugsgebieten wurden eigene forstliche Techniken wie das Querfällen von Bäumen entwickelt.
Im Auslaufbereich von Lawinen zwingen Leitdämme und Auffangbecken Fließlawinen zur Ablagerung außerhalb des bedrohten Siedlungsraums. Zum Schutz von Straßen und Schigebieten werden auch temporär wirkende Systeme für die künstliche (gezielte) Auslösung von Lawinen eingesetzt. Dazu zählen Sprengseilbahnen, Gaskanonen oder Lawinenorgeln.

Zum permanenten Lawinenschutz gehören auch raumplanerische Maßnahmen (Gefahrenzonenplanung) sowie die Information von betroffenen und interessierten Personenkreisen über Schnee- und Lawinenvorgänge.

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