Österreichs Waldwirtschaft - Basis von Forst + Kultur

Historisches Doppelkastenfenster mit geöffnetem Außenflügel, auf Fensterbank steht Blumentopf in Keramikübertopf
Foto: BML / Hans Kiessling

Menschen standen schon immer in enger Beziehung mit den Wäldern. Waldbestände sind Spiegelbilder der Gesellschaft.

Aus dem aktuellen Zustand der Waldökosysteme lassen sich interessante Hinweise auf gesellschaftspolitische und kulturellen Entwicklungen auch früherer historischer Epochen ableiten.

Traditionelles Wissen und heutige Anforderungen an den Wald

Bei einem Waldanteil von rund 48 % der Staatsfläche und der Vielfalt an Waldbeständen haben sich in Österreich sehr wertvolle regional differenzierte, ausgeprägte Erfahrungen über die nachhaltige Waldbewirtschaftung ergeben. Dieses traditionelle Wissen selbst ist wesentlicher Teil der österreichischen Forstkultur.

Die Waldeigentümer und Waldbewirtschafter tragen seit jeher große Verantwortung bei der Optimierung aller Waldwirkungen. Die multifunktionale Waldbewirtschaftung, wie sie in Österreich betrieben wird, gilt international als vorbildhaft. Nachhaltige Waldbewirtschaftung über die Jahrhunderte ist der mit Abstand wichtigste Beitrag zum Erhalt des Waldes! Bewusstsein schaffen für Zusammenhänge und Einrichtungen zur ForstKultur in Österreich stärken und weiterentwickeln !

Resultierend aus der historischen Entwicklung, dominieren in unserem Land kleinflächige Besitzstrukturen, wobei bäuerliche Betriebe, die rund 50% der Waldflächen bewirtschaften, eine große Rolle spielen.

Nicht nur die Waldbestände, auch die Eigentumsverhältnisse und Strukturen der Forstbetriebe zeigen, dass die Forstwirtschaft seit Jahrhunderten ein wesentliches Element für die Entwicklung der ländlichen Regionen ist.

Nachhaltigkeit - ein Begriff aus forstlichem Denken entstanden

Die aktuellen globalen Diskussionen über die nachhaltige Entwicklung ermöglichen den aus der Forstwirtschaft stammenden Begriff der "Nachhaltigkeit", seine Entstehung und seinen Wandel, publik zu machen. Das forstliche Fachwissen vergangener Generationen stellt somit eine bedeutende Basis für weitere Entwicklungen bei der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und dem Schutz von Lebensräumen allgemein und den Waldökosystemen im Besonderen dar.

Gerade die aktuellen globalen Diskussionen über die nachhaltige Entwicklung zeigen die Notwendigkeit des Wissenstransfers über den durch die Forstwissenschaft schon vor 200 Jahren geprägten Begriff der Nachhaltigkeit und die praktische Realisierung dieses Konzepts.

Mit der verstärkten Nutzung der fossilen Rohstoffe im Industriezeitalter wurde dieses Prinzip mehrfach durchbrochen und Umweltschäden sind die Folge.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung über die Jahrhunderte ist der mit Abstand wichtigste Beitrag zum Erhalt des Waldes !

Der Natur nicht mehr zu entnehmen als natürlich nachwächst, Planungszeiträume über mehrere Generationen hinaus, Verantwortungsbewusstsein bei der Optimierung der Wirkungen des bewirtschafteten Raumes und viele andere forstlichen Grundsätze sind wichtige Leitlinien, die auch in anderen Bereichen der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik implementiert werden sollten.

Chancen für Forstbetriebe

Viele Forstbetriebe erhalten nicht nur forsthistorisch besonders wertvolle Objekte wie Schlösser, Klöster, Burgen, agrarische Anwesen, historische Bringungsanlagen, historische Grenzmarkierungen und vieles andere. Einige dieser kulturhistorischen "Juwelen" liegen aber in einer Art "Dornröschenschlaf" und für manche Waldbesitzer wäre verbessertes Marketing auch eine interessante betriebswirtschaftliche Option. Einzelne Betriebe haben das touristische Potential, das damit unzweifelhaft verbunden ist, bereits erkannt und deshalb neben der laufenden, nachhaltigen Waldbewirtschaftung, den "Kultur-" und "Natur-Genuss" als weiteres Betriebsstandbein ausgebaut.

Forstkultur spannend aufbereiten und neue Brücken in die Öffentlichkeit bauen

Bewusstsein schaffen für Zusammenhänge und Einrichtungen zur ForstKultur in Österreich stärken und weiterentwickeln !
Österreichs Wälder haben vielfältig Anregung zu künstlerischer Gestaltung in Musik, Malerei, Graphik und Dichtung gegeben. Durch gezieltes Einbeziehen von anerkannten Werken und zukunftsweisenden Projekten der bildenden und darstellenden Kunst in die forstliche Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit kann das Verständnis für die Forstwirtschaft in breiten Bevölkerungsschichten geweckt und verstärkt werden.

Forsthistorisches und -kulturelles Wissen wurde in vielerlei Formen mündlich und schriftlich überliefert, ist teils wissenschaftlich bearbeitet und wird von Forstbetrieben, forstlichen Institutionen aber auch Kulturbetrieben und Museen auf spannende und vielfältige Weise vermittelt.

Wesentlich ist, nicht zu eng auszulegen und Zusammenhänge mit Agrar-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Umweltgeschichte, Gewerbe, Industrie und Dienstleistung wahrzunehmen und sinnvolle Synergieeffekte anzustreben.

Analyse der Entwicklungspotentiale und aktives Gestalten

Einzelne Betriebe haben das touristische Potential, das damit unzweifelhaft verbunden ist, bereits erkannt und deshalb neben der laufenden, nachhaltigen Waldbewirtschaftung, den "Kultur-" und "Natur-Genuss" als weiteres Betriebsstandbein ausgebaut. Eine systematische Analyse dieses Potentials unter Berücksichtigung der speziellen touristischen Gesamtsituation der jeweiligen Region und der Beachtung allfälliger Hemmnisse, erscheint jedoch erforderlich, um Stärken und Schwächen gegeneinander abzuwägen, sowie das Entwicklungspotential und allfällige Risken abschätzen zu können.

Ländlicher Raum & Erhaltung des kulturellen Erbes

Eine bedeutende Anzahl forsthistorisch bedeutender Standorte befinden sich aus historischen Gründen in den ländlichen Gegenden Österreichs. Deren Entwicklung wird sowohl von Seiten Österreichs als auch der Europäischen Union als vorrangig betrachtet. Entsprechende Förderprogramme zielen auf die systematische Stärkung authentischer Kulturinitiativen ab (LEADER+, etc.), welche es sinnvoll zu nutzen gilt. Die damit möglichen Einkommenschancen sind ein Beitrag zur Deckung des häufig erheblichen finanziellen Aufwandes zur Erhaltung des Kulturerbes.

Forst + Kultur - Aktuell

Um aus der Geschichte unserer Wälder lernen zu können, bedarf es Maßnahmen. Kulturellen Aspekten nachhaltiger Waldbewirtschaftung wird seit einigen Jahren sowohl auf österreichischer Ebene als auch in der internationalen Forstpolitik verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. 

Die in Österreich begonnenen und in den nächsten Jahren fortgeführten Initiativen sind vielfältig! Das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus verwirklicht Schritt für Schritt, in enger Abstimmung mit dem Österreichischen Forstverein, sowie einer großen Anzahl weiterer Partner, den Aufbau von Forst + Kultur.

Derzeit sind rund 500 Einrichtungen wie Waldmuseen und forstliche Kulturinitiativen bekannt. Diese stellen eine wichtige - und letztlich kostengünstige Basis - zur Verbreitung forstkultureller Inhalte dar. Ihre Wirkung ruht jedoch in hohem Ausmaß auf dem unermüdlichen und oft ehrenamtlichen Engagement von Einzelpersonen.

Um die gewünschte Öffentlichkeitswirksamkeit zu erhöhen und hohe fachliche Standards zu erreichen oder zu halten, sind diese Einrichtungen zielgerichtet unter Bedachtnahme auf die regionalen bzw. fachlichen Gegebenheiten auch aus der Forstwirtschaft zu unterstützen. In der Motivation dieser sowie im praktischen Netzwerken liegen die Aufgaben des Forst + Kultur-Netzwerkes. Mit entsprechenden Serviceleistungen und verbesserter Öffentlichkeitsarbeit konnten bisher beachtliche Synergiepotenziale genutzt werden.

Kooperationen und neue Partnerschaften

Durch Kooperationen der Verwaltung mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen hat die Forschung und das Wissensmanagement über Forstgeschichte einen Stellenwert erhalten.

Besonders interessante Verknüpfungsmöglichkeiten ergeben sich mit den forstlichen Beratungseinrichtungen und den Initiativen der Forst+Kultur-Bildungsaktivitäten die besonders in jüngster Zeit in Österreich stark forciert wurden.

Bereits kurz nach der Ministerkonferenz zum Schutze der Wälder in Wien wurden an ausgewählten Betriebsstandorten Pilotprojekte zur gezielten Konzeptentwicklung durch Waldfachpläne zur Förderung der Forstkultur eingeleitet. Diese Initiative wird auch seitens des Bundesministerium in den nächsten Jahren fortgesetzt. Die gewonnen Erfahrungen aus diesen Projekten werden genauso öffentlich präsentiert wie Fachveranstaltungen zu umfassenden Themenbereichen aus Forst + Kultur bereits wiederholt angeboten wurden.

Im „Österreichischen Waldialog“ wurde der Themenbereich „Forst + Kultur“ (bzw. damit eng zusammenhängend: „Forst + Tourismus“), sowohl hinsichtlich der damit verbundenen Potentiale, als auch anhand von „best practice“ Beispielen vorgestellt und ausführlich diskutiert und entsprechende Maßnahmenvorschläge in das „Österreichische Waldprogramm“ eingearbeitet.

Öffentlichkeitsarbeit und forstliche Weiterbildung

Diesem Themenkomplex  wird seit einigen Jahren sowohl auf österreichischer Ebene als auch in der internationalen Forstpolitik verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet.

Ein erstes umfassendes Druckwerk (Loseblatt-Mappen) zum Thema Forst+Kultur, das  "Handbuch Forst+Kultur", wurde in Zusammenarbeit einer Fülle an Fachautoren erstellt . Dieses Werk entstand im Rahmen der Vorbereitung und Umsetzung des forstkulturen Weiterbildungsangebotes "Zertifikatslehrgang Forst+Kultur".

Die aktuelle Auflage des Handbuchs "Forst+Kultur" - dem Grundlagenwerk zu kulturellen Aspekten des Waldes - ist  gegen Druckkostenbeitrag in der Bibliothek des BFW erhältlich.

Das Buch bietet umfassende fachliche Informationen sowie Anregungen zu deren betrieblichen Umsetzung. Informationen und Anregungen zur Ausschöpfung qualitätvoller und nachhaltiger (touristischer) Nutzung und – mittelfristig bis langfristig – auch zur Erhöhung der Wertschöpfung für Grundeigentümer sowie beteiligter Partner behandelt das Handbuch mittels 60 Beiträgen.

Forst+Kultur-Zertifikatslehrgang

Was bedeutet dies nun in der forstlichen Praxis? Auf diese Frage gibt der neu entwickelte Zertifikatslehrgang Forst+Kultur umfassend Antwort und stellt gleichzeitig das Rüstzeug für praktische Umsetzungen zur Verfügung. Die vom Bundesministerium gemeinsam mit dem Österreichischen Forstverein unter Mitwirkung der FAST Ort erarbeitete Ausbildung ist europaweit einzigartig.

Forst + Kultur-Aktivitäten im ländlichen Raum nutzen verstärkt kulturelle und touristische Potentiale im Umfeld der Forstwirtschaft. Der Zertifikatslehrgang Forst + Kultur bietet zum Erwerb fachlicher Grundlagen optimale Voraussetzungen. Dieser ist ein innovativer, praxisorientierter Beitrag zum Gesamtkonzept im Bereich Aus- und Weiterbildung des Bundesministerium. Ein Lehrgang (120 Stunden in 4 Module) für Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer sowie Forstleute (BOKU-Absolventinnen und -absolventen, Försterinnen und Förster, Forstwarte, Forstwirtschaftsmeisterinnen und - meister).

Die Teilnahme interessierter Partnerinnen und Partnern aus Fachbereichen, deren Einbindung in Projektentwicklung und – umsetzung wesentliche Impulse liefern kann ist möglich (z.B. Expertinnen und Experten aus Touristik, Forschung/Archäologie, Bildung/Musealwesen, Denkmalpflege/Architektur, u.a. berührte/verwandte Fachbereiche). Grundsätzliches Verständnis für den forstfachlichen sowie betrieblichen Zugang zu den Themen soll geweckt werden.

Die Module 1 bis 4 werden wiederkehrend an den Forstlichen Ausbildungsstätten (FAST) Ossiach  (Modul 1), FAST Traunkirchen (Modul 2 & 4) sowie FAST Pichl (Modul 3) angeboten. Auskünfte und Anmeldungen bei der jeweiligen Forstlichen Ausbildungsstätte.

Personenförderung Forst+Kultur

Absolventinnen und Absolventen des Zertifikatslehrganges Forst+Kultur können unter festgelegten Rahmenbedingungen für  Forst+Kultur-Aktivitäten eine Förderung beantragen.  Ein Rechtsanspruch für die Gewährung einer Förderung besteht nicht.

Förderbar sind folgende Forst+Kultur-Bildungsaktivitäten, durchgeführt innerhalb und wenn nicht anders festgelegt, auch außerhalb von Waldflächen gemäß Forstgesetz 1975: Führungen; Vorträge; Exkursionen; Präsentationen im Wald & im Raum; Lesungen; Musikveranstaltungen im Wald; Brauchtumsveranstaltungen im Wald; Lebende Werkstätten. 

Weitere Infos und Download-Bereich für Unterlagen und Informationen finden sie auch der Homepage des beauftragten Abwicklers dieser Förderungssparte.

Nicht verklärter Rückblick sondern Erhöhung der Wertschöpfung ist das Ziel

Neben praxisorientierter Bildungs- und Aufklärungsarbeit (für alle Altersgruppen) zu,  in den letzten Jahrzehnten von forstlicher Seite meist nicht prioritär eingeschätzten Themen, steht das Ausschöpfen einer qualitätvollen und nachhaltigen touristischen Nutzung und – mittelfristig bis langfristig – auch eine Erhöhung der Wertschöpfung für Grundeigentümer sowie die beteiligten Partner im Vordergrund.

Weiterführende Informationen