Bilanz der Wildbach- und Lawinenverbauung Österreich für das Jahr 2019

2019 geht als turbulentes Jahr in die Klimageschichte ein. Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik war es eines der drei wärmsten Jahre seit Beginn der Messreihe im Jahr 1768.
Besonders in Erinnerung bleiben die enormen Schneemengen im Jänner in den Nordalpen, ein extrem heißer Juni und die Rekordniederschläge im November im Südwesten Österreichs. So lagen im Jänner zur Monatsmitte in den Nordalpentälern verbreitet ein bis zwei Meter Schnee. Dies führte vielerorts zur höchsten Lawinenwarnstufe fünf, zu weitreichenden Straßensperren und von der Außenwelt abgeschnittene Orte. Nach dem zu kalten und zu nassen Mai setzte in den Alpen zudem eine extreme Schneeschmelze ein, welche zu einem markanten Hochwasser am Inn führte. Nur knapp wurde in Innsbruck ein hundertjährliches Hochwasser verfehlt. Für die Wildbach- und Lawinenverbauung bedeutete das rasches Handeln vor Ort zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger. Dank gut wirksamer Wildbach- und Lawinenverbauungen konnten größere Schadereignisse verhindert werden.
In den Bundesländern stellte sich die Situation für die Wildbach- und Lawinenverbauung im Jahr 2019 folgendermaßen dar:
Wien
Die Bundeshauptstadt war im Mai 2019 von überdurchschnittlichen Niederschlagsereignissen betroffen. Einzugsgebiete der Wildbachverbauung waren nur randlich betroffen, die vorhandenen Schutzsysteme verhinderten Schäden.
Niederösterreich
Bedingt durch die außergewöhnlich ergiebigen Schneefälle in der ersten Jännerhälfte kam es in den alpinen Bereichen Niederösterreichs zu akuten Gefährdungslagen. Zeitweise und regionsweise musste sogar die höchste Lawinenwarnstufe fünf ausgegeben werden. Exponierte Liegenschaften waren tagelang nicht mehr erreichbar, auch musste die Straße zum Schigebiet Hochkar gesperrt werden. Im Mai kam es beim Durchzug einer Gewitterfront in der Region um Wiener Neustadt und rund um das Rosaliengebirge zu Starkregenereignissen und lokalen Hagelschlägen. Die schutzwasserbaulichen Maßnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung funktionieren durchwegs ausgezeichnet und verhinderten ein größeres Schadausmaß. Vereinzelte Schäden und Überflutungen an Wildbächen gab es in den Gemeinden Lanzenkirchen, Forchtenstein und Wiesen. Ende Juli war die Gemeinde Mailberg im Bezirk Hollabrunn von einem lokalen Starkregenereignis (rund 70 mm in 20 Minuten) betroffen. Hier kam es zu Überflutungen im Ortsgebiet. Die Verbauungen haben sich gut bewährt und ein größeres Schadausmaß verhindert.
Burgenland
In den Sommermonaten Juli und August kam es zu lokalen Unwettern und Starkregenfällen. In den Gemeinden Neustift an der Lafnitz, Grafenschachen, Wiesfleck und Pinkafeld sorgten Hagelgewitter für zahlreiche Überflutungen. Einzugsgebiete der Wildbachverbauung waren nur am Rande betroffen, die vorhandenen Schutzsysteme verhinderten Schäden.
Oberösterreich
Im Juli 2019 trat in der Gemeinde Rußbach, im Bezirk Salzburg-Land, sowie in den Gemeinden Gosau und Bad Goisern am Hallstättersee, im Bezirk Gmunden, ein Starkereignis auf, das auf oberösterreichischer Seite besonders Teile des Gosaubaches sowie das Einzugsgebiet des Goiserer Weissenbaches mitunter stark beeinträchtigte. Es kam zu weitreichenden Überflutungen, Erosionserscheinungen und - als Folge der Lawinenereignisse und Schneedruckschäden Anfang 2019 auch vermehrt zu Unholzablagerungen. Allein im Bereich der Chorinsky-Klause wurden rund 1.000 fm Unholz angeschwemmt. Die Schutzbauten verhinderten größere Schäden.
Salzburg
Hier kam es im Jänner durch drei aufeinander folgende Wellen zu intensiven Schneefällen. Die Wildbach- und Lawinenverbauung war mit einem bis dato in dieser Dimension nicht bekannten Problem von Gleitschneerutschen und Gleitschneelawinen in den Tallagen konfrontiert. Die Lawinensituation spitze sich zu und Orte waren über den Landweg nicht mehr erreichbar. In dieser Situation zeigt sich die Wichtigkeit des vorbeugenden Lawinenschutzes für die Siedlungsbereiche. Im Sommer verursachten wenige, aber heftige Niederschlagsereignisse örtlich große Schäden und es mussten viele Kubikmeter Geröll aus den Schutzbauwerken geräumt werden. Mitte November stellte sich für diese Jahreszeit eine außergewöhnliche Wetterlage ein, welche mit ihren Auswirkungen die südlichen Bezirke des Landes schwer traf. Zuerst waren es Lawinen, welche die Tallagen erreichten, wenige Minuten später Muren aus den gleichen Gräben und abrutschende Hänge zwischen Wildbachgräben. Diese Abfolge führte in vielen Gebieten zu kritischen Verhältnissen, vor allem die Unzahl von abgerutschten Hängen beschäftigte die Einsatzkräfte und die Wildbach- und Lawinenverbauung über Tage hinaus.
Steiermark
Das Jahr 2019 begann in der Steiermark mit intensiven Schneeniederschlägen in den nördlichen Landesteilen, vor allem im Ennstal und im Ausseerland. Innerhalb von nur zwei Wochen fielen vier bis fünf Meter Schnee, die Schnee- und Lawinensituation war entsprechend angespannt. Durch bestehende Lawinenverbauungen konnten große Schäden im besiedelten Raum verhindert werden.
Kärnten
Das Jahr 2019 war in Kärnten zunächst noch von der Bewältigung der Herausforderungen aus dem Sturmtief Vaia geprägt. Nach einer Reihe von Mittelmeertiefs wurde das Bundesland erneut von Hochwasserereignissen und Hangrutschungen getroffen. Starke Regenfälle, Schneefälle bis in die Niederungen und wiederum ein Ansteigen der Schneefallgrenze in höhere Gebirgslagen lösten im November 156 Hochwasser-, Rutschungs- und Lawinenereignisse aus. Das Obere Mölltal war hiervon am schwersten betroffen. Zahlreiche Ortschaften in den Gemeinden zwischen Heiligenblut und Obervellach waren tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Die seit den 2966er Hochwässern errichteten Verbauungen haben ihre Wirksamkeit einmal mehr bewiesen. So konnten in den zentralen Orten des Mölltals Ausuferungen der großen Wildbäche weitestgehend verhindert werden. Ereignisse aus kleineren Einzugsgebieten und Hangrutschungen trafen peripher liegende Ortschaften und deren Infrastruktur jedoch massiv. Die Bewältigung dieser Ereignisse wird nicht nur die Wildbach- und Lawinenverbauung, sondern auch die Gemeinden und die Fachdienste des Amtes der Kärntner Landesregierung die nächsten Jahre beschäftigen.
Tirol
In Tirol bleibt das Jahr 2019 vor allem aufgrund der Extremsituation mit enormen Neuschneemengen bereits zu Jahresanfang nachhaltig in Erinnerung. In dieser Phase musste die höchste Lawinenwarnstufe fünf ausgerufen werden und die Schutzbauten der Wildbach- und Lawinenverbauung wurden auf eine enorme Probe ihrer Wirkung gestellt.
Vorarlberg
In Vorarlberg begann das Jahr 2019 bereits im Jänner mit intensiven Niederschlägen, ab einer Seehöhe von 600 m in Form von Schnee. Darauf folgten große Neuschneemengen, vor allem im hinteren Bregenzerwald und Arlberggebiet. Durch einen ungünstigen Schneedeckenaufbau kam es in diesen Gebieten zu massiven Problemen mit Schneerutsch- bzw. Gleitschneephänomenen. In weiterer Folge verlief das Jahr 2019 ohne größere Naturereignisse und Vorarlberg blieb im Gegensatz zu anderen Bundesländern von Hochwasserereignissen fast zur Gänze verschont.