Leondinger Grünspargel

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Foto: Kulinarisches Erbe Österreich

Traditioneller Anbau von Grünspargel in der Region Leonding in Oberösterreich.

Registernummer: 123

Offenlegungsdatum

Bereits vor dem ersten Weltkrieg wurde in der Region Leonding Spargel angebaut.

Titel

Leondinger Grünspargel

Kurzdarstellung oder Behauptung

Traditioneller Anbau von Grünspargel in der Region Leonding in Oberösterreich.
Grünspargel wächst an der Oberfläche bei Luft und viel Sonne. Er hat einen unverwechselbaren Charakter sowie ein außergewöhnliches Aroma, das im rohen Zustand geschmacklich an Zuckererbsen erinnert. Grünspargel ist besonders zart und niemals holzig.

Produktbezeichnung, Produktklasse

Spargel, Gemüse

Name der Region

Leonding, Oberösterreich, Österreich

Suchgebiet

Lebensmittel und Landwirtschaft

Name des Informationsgebers

Ing. Mag. (FH) Karl Ferdinand Velechovsky (Junior)

Name des Antragstellers für den Titel

Keine Angabe

Inhaber des Wissens oder zugehöriger Quellen

4 Spargelbauern in der Region Leonding

Empfänger, Inhaber, Bevollmächtigter, Eigentümer eines Titels

Keine Angabe

Beschreibung

Geschichte:

Spargel allgemein:

Schon in der Antike war Spargel als Gemüse und Heilpflanze bei Ägyptern, Römern und Griechen beliebt. Die Ägypter gaben ihn sogar ihren Verstorbenen als Grabbeigabe mit auf deren letzten Weg.
In Griechenland und Rom wird im 2. Jahrhundert vor Christus über Spargelkulturen zur Nutzung als Speise- und Heilpflanze berichtet.

Die Philosophen Platon und Aristophanes wie auch der Römer Cato priesen den Spargel als „Schmeichelei des Gaumens“.
Zur damaligen Zeit kannte man allerdings nur den Wildspargel – grün und sehr dünn.

Mitte des 16. Jahrhunderts etablierte sich der Spargel als Leckerbissen für die Adeligen. Dem Sonnenkönig Ludwig XIV. ist es angeblich zu verdanken, dass der Spargel seine Renaissance in der Neuzeit erleben durfte.
Auch für den Dichter Johann Wolfgang von Goethe war das Stangengemüse eine besondere Feinschmeckerei.

Ab dem 17. Jahrhundert wurde er auch für das Bürgertum erschwinglich. Er wurde auf den Märkten angeboten und war vor allem in Klöstern und an Fürstenhöfen ein geschätztes Gemüse.
Auf Grund mangelnder Transportmittel und Kühlmöglichkeiten konnte der Spargel damals nicht über größere Distanzen transportiert werden.

Während des 1. und 2. Weltkrieges wurde die Produktion in Europa fast ganz eingestellt, da Spargel zwar reich an Mineralstoffen und Vitaminen ist, aber geringen Nährwert besitzt und daher kein Sattmacher ist.

Spargelanbau in Österreich:

Über Spargel  in Österreich wird erstmals um 1530 berichtet, wobei die Hauptanbaugebiete aber in Böhmen und Mähren lagen (Friedrich Hampel, ehemaliger Hofkoch, „Gemüsespeisen, Beilagen, Garnituren“, Wien, um 1925).

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurde vorrangig grüner Spargel produziert.

Ausgehend von Deutschland setzten sich im Laufe des 19. Jahrhunderts verschiedene Methoden durch, den Spargel weiß zu erhalten. Man bedeckte die hervorschießenden Spargelköpfe mit Glocken aus Holz, dunklem Glas oder Ton oder häufte Erde um sie herum an.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gewann der Anbau von Spargel in der österreichischen Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung, nicht zuletzt durch die Entwicklung unterschiedlicher Anbaumethoden. Das Gemüse wurde auch in bürgerlichen Kreisen immer gefragter.

Mit Ende des 2. Weltkriegs verlor Spargel immer mehr an Bedeutung: die Anbauflächen hatten sich stark reduziert und die Bauern standen lange vor dem Problem, dass die Konsumenten mit dem Gemüse nicht mehr vertraut waren: Man konnte sich Spargel entweder nicht leisten oder nicht richtig verwerten. Der Ab Hof Verkauf war aufgrund der geringen Mobilität der Bürger bedeutungslos.

Spargelanbau in Leonding:

In der Gemeinde Leonding wurde der erste Spargel, damals noch als Bleichspargel, im kleinen Rahmen, in Bauerngärten um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) angebaut.

Während des 1. Weltkrieges verschwand der Spargel und wird in der Region erst seit 1987 wieder gezielt angebaut, allerdings ausschließlich in seiner ursprünglichen Form, als Grünspargel.

Gebiet/Region:

Die Gemeinde Leonding liegt auf 289 Meter Seehöhe im Bezirk Linz-Land im Traunviertel, im Zentralraum Oberösterreichs.
Leonding gliedert sich in die Ortschaften Aichberg, Alharting, Berg, Bergham, Buchberg, Doppl, Enzenwinkl, Felling, Friesenegg, Gaumberg, Haag, Hart, Holzheim, Imberg, Jetzing, Leonding, Reith, Rufling, Sankt Isidor, Staudach, Untergaumberg und Zaubertal.

Im Zusammenhang mit der Genuss Region umfasst die Region Leondinger Grünspargel die OrtschaftenGaumberg, Rufling und Sankt Isidor.

Leondinger Grünspargel wird von vier Bauern auf circa 25 Hektar Anbaufläche produziert. Die Anbauflächen befinden sich auf rund 300 Meter Seehöhe.

Klima:

In der Region Leonding herrscht mitteleuropäisches Übergangsklima, welches durch kühle, feuchte Sommer sowie milde, schneereiche Winter und ausreichende ganzjährige Niederschläge (832 Millimeter pro Jahr) gekennzeichnet ist.
Die Jahresmitteltemperatur liegt bei circa 8,8 Grad Celsius. Im Sommer erreichen die Temperaturen im Durchschnitt 18,7 Grad Celsius, im Winter minus 1,6 Grad Celsius.

Bodenverhältnisse:

Das Gebiet besteht aus Hügelland und Terrassenfluren. Den Untergrund bilden tertiäre Sedimente: Ton, Sand, Tonmergel; sie sind weithin in Terrassenstufen gegliedert und mit Schotter, Löß und Staublehm bedeckt.

Spargel:

Die Spargelstangen sind die Sprosse der Spargelpflanzen (Asparagus Officinalis L.), welche zur Familie der Spargelgewächse zählen.

Das Wort Spargel (lateinisch „asparagus“) soll sich vom Griechischen „asparagos“ herleiten und kann mit „junger Trieb“ übersetzt werden.

Spargel wird nach der Färbung in 4 Gruppen eingeteilt: weißer, violetter, violett-grüner, Grünspargel.

Wachstumsbeschreibung:

In den ersten beiden Jahren bringt die Spargelkultur keinen Ertrag. Die Bearbeitung ist aber intensiv, da Unkraut oder der Befall der Pflanzen durch Schädlinge oder Krankheiten verhindert werden muss.
Die Pflanzen wachsen aus, das Kraut wird Ende November abgeschnitten. Im Laufe des Sommers bilden sich an der Spargelpflanze Knospen, aus denen im folgenden Jahr die ersten Spargelstangen entstehen.

Erst im dritten Jahr können die Bauern Spargel ernten.

Leondinger Grünspargel:

Grüner Spargel ist der oberirdisch wachsende Spross der Spargelpflanze. Im Gegensatz zum weißen Spargel wird er dem Sonnenlicht ausgesetzt, sodass sich in der Sprossachse Chlorophyll bilden kann und der Spargel grün wird.

Sorten:

In der Region wird Grünspargel verschiedener Sorten wie Grolim, Eros und Gijnlim angebaut.
Die jungen Spargelpflanzen werden aus EU-Ländern wie Italien, Spanien und Deutschland zugekauft.

Erzeugungsverfahren:

Grünspargel unterscheidet sich von den anderen Sorten dadurch, dass er über der Erde wächst. Der Arbeitsaufwand geringer, als bei weißem Spargel.

Leondinger Grünspargel wird nach Richtlinien des Österreichischen Programms zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft (ÖPUL) kultiviert.
Einige Betriebe wirtschaften nach den Richtlinien der Integrierten Produktion (IP).

Anbau:

Vor der Anlage eines Spargelfeldes muss der Boden mit einem Pflug tief gelockert werden.

Der Spargel wird anschließend in der Zeit von März bis April gepflanzt.

Zur Pflanzung müssen am vorbereiteten Feld Gräben im Abstand von 1 bis 1,8 Meter gezogen werden. In den gelockerten Boden und in die Erde zum Auffüllen mischt man Kompost bei.

Die Pflanzen werden vorwiegend maschinell, in seltenen Fällen auch händisch, gesetzt und in 15 Zentimeter Tiefe gedrückt. Anschließend werden die Pflanzgräben wieder mit Erde gefüllt, sodass die Wurzeln unter der Bodenoberfläche zu liegen kommen.

Grünspargel beansprucht das Anbaufeld etwa 10 Jahre. Danach erfolgt als Fruchtfolge der Anbau von Getreide, wie zum Beispiel Mais.

Düngen:

Vor und nach der Spargelsaison werden die Pflanzen mit Handelsdünger oder Wirtschaftsdünger gedüngt.
Es sind die Düngevorgaben des Österreichischen Programms zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft (ÖPUL) einzuhalten. Die Düngegaben sind in der Ackerschlagkartei zu dokumentieren.

Pflegemaßnahmen:

Vor dem Austrieb im zeitigen Frühjahr wird maschinell eine flache, lockernde Bodenbearbeitung durchgeführt. Dies erfolgt sehr vorsichtig, damit die ersten Spargelspitzen nicht beschädigt werden. Unkraut muss regelmäßig entfernt werden, da sonst die Ernte erheblich erschwert wird beziehungsweise bei Disteln, Winden oder Quecken nahezu unmöglich gemacht wird.

Ab Anfang April wird zum Schutz vor Spätfrösten und zum Schutz vor Vögel ein leichtes Vlies über die Spargelfelder gelegt.

Bewässerung:

Leondinger Grünspargel bedarf keiner künstlichen Bewässerung.

Ernte:

Der Grünspargel treibt im Frühjahr etwas zeitiger aus als der weiße Spargel. Je nach Witterung erfolgt die Ernte von Mitte/Ende April bis Mitte/Ende Juni.

Grünspargel wird bei einer Wuchshöhe von 20 bis 25 Zentimeter behutsam von Hand geerntet. Die Spargelstangen werden mit einem scharfen Messer direkt über dem Erdboden abgeschnitten.

Geerntet wird nur bis 24. Juni („Johanni“), damit die Pflanzen danach Kraft für das nächste Jahr sammeln können.

Der Zeitpunkt der Spargelernte ist stark von der Witterung abhängig.
Der Ernteertrag wird wesentlich von den Wetterbedingungen beeinflusst und kann dadurch große Schwankungen aufweisen.
Bei warmem Wetter ist mit höherer, bei kalter Witterung mit geringerer Erntemenge zu rechen.

Verarbeitung:

Nach der Ernte wird der Spargel in den Betrieben der Spargelbauern mit kaltem Wasser gewaschen und für kurze Zeit in Kühlräumen bei 2 Grad Celsius gekühlt (stoppt die Veratmung wertvoller Inhaltsstoffe). Danach wird er sofort zum Verkauf angeboten oder zu diversen Spezialitäten mit  Schokolade oder Nudeln weiterverarbeitet.

Der Spargel wird vor dem Verkauf auf gleiche Länge geschnitten.

Verpackung:

Für den Direktverkauf wird der Spargel nicht verpackt. Im Handel ist der Leondinger Grünspargel mit einer Banderole versehen oder in Kartons abgepackt.

Geschmack und Aussehen:

Neben der Anbauweise unterscheiden sich grüner und weißer Spargel auch im Geschmack. Weißer Spargel zeichnet sich durch einen besonders zarten und milden Geschmack aus, Grünspargel hingegen schmeckt herzhaft, kräftig und würzig und erinnert im rohen Zustand an den Geschmack von Zuckererbsen.

Leondinger Grünspargel besitzt eine Länge von 24 Zentimeter und einen Durchmesser von rund 0,5 bis 2 Zentimeter oder mehr.

Ursprungsnachweis:

Im Handel erhältlicher Leondinger Grünspargel ist entlang der Lebensmittelkette eindeutig durch eine Banderole, welche mit Name des Erzeugers, Adresse und Telefonnummer versehen ist, rückverfolgbar.

Qualitätskontrolle:

Interne Qualitätskontrollen erfolgen laufend durch die Landwirte selbst, welche den Spargel nach folgenden Kriterien beurteilen: Aussehen, Geschmack, Knacken beim Brechen, Geruch, Konsistenz des Kopfes, Quietschtest und eventueller Schädlingsbefall.  

Die äußeren Qualitäten sind durch EU-einheitliche Normen geregelt, die Spargel in 3 verschiedene Handelsklassen einteilen.
Grün: Solo Plus plus 25 Millimeter, Solo 20 bis 25 Millimeter, Classic 15 bis 20 Millimeter.

Eine regionale Spezialität ist der sogenannter „Babyspargel“.

Der Spargel wird nach Handelsklassen, darüber hinaus nach Durchmesser, Farbe und Qualität sortiert.

Ernährung:

Spargel ist ausgesprochen kalorienarm (17 kcal pro 100 Gramm), enthält Eiweiß, Ballaststoffe, verschiedene Vitamine und Mineralstoffe. Seinen typischen Geschmack erhält der Spargel durch ätherische Öle, Asparaginsäure, Vanillin und andere pflanzliche Wirkstoffe.

Schon eine Portion (500 Gramm) kann den täglichen Bedarf Ihres Körpers an Vitamine C und Folsäure mit über 100 Prozent decken, an Vitamin E zu 90 Prozent, an Vitamin B1 zu 50 Prozent und an Vitamin B2 zu 45 Prozent decken.

Spargel hat eine entschlackende und entwässernde Wirkung.
Spargel eignet sich wegen seines geringen Nährstoffgehaltes und vielen Ballaststoffen vorzüglich zur Gewichtsreduktion und für Magenempfindliche.
Grüner Spargel ist vitaminreicher und schmeckt wegen seines Chlorophyllgehaltes würziger.

Vermarktung:

Leondinger Grünspargel ist nur saisonal erhältlich (Mitte April-Mitte Juni) und wird vor allem über die Linzer Gastronomie und Ab-Hof vermarktet.
Ein geringer Teil wird über den Lebensmitteleinzelhandel verkauft.

Zusammenhang mit dem geographischen Gebiet und Traditionellem Gebiet:

  • Besondere Boden- und Klimaverhältnisse bilden ideale Voraussetzungen für den Spargelanbau in der Region.
  • Es kann Spargel erzeugt werden, der hinsichtlich Geschmack Besonderes bietet.
  • Die Erzeugung von Leondinger Grünspargel ist das Ergebnis des Traditionellen Wissens und der Erfahrung der Spargelbauern (Anbau, Kulturverfahren, Ernte, Lagerung, Vermarktung).

Verwertung:

Neben frischem, grünem Spargel wird in der Region auch Grünspargelschnaps, Grünspargelnudeln (Spargliatelle aus Hartweizengrieß oder Dinkelmehl, Eier und Grünspargel) und Grünspargelschokolade (helle Schokolade mit gefriergetrocknetem, grünem Spargel) hergestellt.

Schutz:

Keine Angabe

Schlüsselworte

Lebensmittel und Landwirtschaft, Traditionelles Wissen, Österreich, Oberösterreich, Region, Leonding, Spargel, Grünspargel, Asparagus officinalis, Leondinger Grünspargel

Bibliographie / Referenzen

Letzter Zugriff aller Internetreferenzen erfolgte am 12. November 2009.

Sprachcode

Deutsch

Regionaler Ansprechpartner

Nußböckgut
Familie Velechovsky
Gaumberg 6
4060 Leonding
Telefon: +43 732 6719 54
E-mail: info@nussboeckgut.at
Homepage: https://www.nussboeckgut.at/

Autoren

Mag.a Doris Reinthaler, Mag.a Eva Sommer, Dr. Erhard Höbaus