Tag der Forschung: BML forciert praxisorientierte Forschung im Bereich der Digitalisierung

Gäste der Podiumsdiskussion
Foto: BML / Michael Gruber

Für Forschungsprojekte, die nach konkreten Lösungen für die Praxis suchen, werden zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Projektanträge können bis 31. August eingereicht werden.

Die Digitalisierung spielt im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben eine immer wichtigere Rolle. Im gesamten Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft sind neue Technologien und smarte Lösungen gefragt. Das ist auch eine Herausforderung für die Forschung. Deshalb forciert das Ministerium die praxisorientierte Forschung im Bereich der Digitalisierung.

Ergänzend zu den bereits laufenden Aktivitäten in diesem Bereich stellt das BML für angewandte Forschungsprojekte, die nach konkreten Lösungen für die Praxis suchen, zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Beim virtuellen Tag der Forschung betonte man die Notwendigkeit, neue Technologien für möglichst viele Menschen nutzbar zu machen. Die Digitalisierung mache es möglich, auf rasante Veränderungen richtig zu reagieren. Wie wichtig das sei, habe gerade das vergangene Jahr besonders deutlich gezeigt. Daher investiere das Ministerium verstärkt in die praxisbezogene Forschung in diesem Bereich.

Ressortforschung für die praktische Anwendung

Das BML betreibt und unterstützt Forschung in seinem gesamten Kompetenzbereich. Mit neun forschungsaktiven Dienststellen, Forschungsaufträgen an externe Einrichtungen und der Mitwirkung an nationalen und europäischen Forschungsprogrammen spielt das Ministerium eine wichtige Rolle in der österreichischen Forschungslandschaft.

Ziel der Ressortforschung des BML ist es, Wissen für die praktische Anwendung zu generieren. Das Themenspektrum reicht von der Land- und Forstwirtschaft, über die Gewässerökologie und den Schutz vor Naturgefahren bis zu Klimawandel und Sicherheit. Ein Beispiel für das Zusammenwirken von Forschung, Wirtschaft und Praxis ist die vom BML initiierte „Innovation Farm“. Mit dem Projekt unter der Leitung von Josephinum Research in Wieselburg werden neue digitale Technologien, Trends und Entwicklungen in der Landwirtschaft erprobt und für die Praxis anwendbar gemacht.

Chancengleichheit für Stadt und Land

Reinhard Mang, Präsidialchef und als Chief Digital Officer im BML für die Abstimmung der Innovations- und Digitalisierungsaktivitäten im Ressort zuständig, verwies auf die zentrale Bedeutung der digitalen Infrastruktur. Der Breitbandausbau sei unabdingbar für eine positive Entwicklung der ländlichen Regionen und für Chancengleichheit zwischen Stadt und Land.

Moderner und nachhaltiger Tourismus ist ohne smarte Lösungen nicht mehr vorstellbar. Auch im Bildungsbereich wird die Digitalisierung immer wichtiger, vom E-Learning bis zur Verankerung in den Lehrplänen der Höheren Land- und Forstwirtschaftlichen Schulen. In der Sicherheitsforschung geht es um den Schutz kritischer Infrastruktur ebenso wie um sicheren Datenaustausch.

Ein wichtiges Forschungsfeld für das BML ist der Klimawandel. Die Daten der europäischen Weltraumagentur ESA spielen hier eine zentrale Rolle. Generaldirektor Josef Aschbacher verwies auf die Bedeutung einer lückenlosen Datensammlung, um den Zustand der Erdatmosphäre und die Folgen des Klimawandels beurteilen zu können. Das betrifft die Landwirtschaft genauso wie den Tourismus und den Schutz vor Naturgefahren. Das Erdbeobachtungssystem Copernicus sei gerade für die Landwirtinnen und Landwirte, also für die praktische Anwendung gemacht und liefere täglich aktuelle Daten für die ganze Welt. Relevant seien auch die Satellitendaten zur Landnutzung, vor allem im Zusammenhang mit der Welternährungssituation.

Wissenschaft trifft Praxis

Nach dem Motto „Wissenschaft trifft Praxis“ diskutierten bei der Online-Veranstaltung Expertinnen und Experten mit Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedenen Bereichen der Praxis, wie Land- und Forstwirtschaft und Tourismus.

Der konkrete Austausch von Wissenschaft und Praxis erfolgte bei einer hochrangig besetzten Podiumsdiskussion. Juliette Komarek-Hehle vom Hotel Schani in Wien verwies auf die Chancen der Digitalisierung im Tourismus. Smarte Lösungen seien eine Unterstützung für Gäste und Mitarbeiter. Digitalisierung dürfe kein Selbstzweck sein, betonte der Rektor der Universität für Bodenkultur, Hubert Hasenauer. Besonders hob er die forschungsbegleitende Lehre hervor. Für Heinrich Prankl, Leiter für Forschung und Innovation am Francisco Josephinum in Wieselburg, ist es eine zentrale Aufgabe der Wissenschaft, das erforschte Wissen für die Praxis verfügbar zu machen. Christian Tippelreither, Geschäftsführer des Holzcluster Steiermark, hob die gute Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung hervor. Durch die Digitalisierung seien die Regionen zusammengerückt, erklärte Andreas  Reichhardt, Leiter der Sektion Telekommunikation, Post und Bergbau im BML. Diese Chance gelte es für den dynamischen Veränderungsprozess in Österreich zu nutzen.  

Neue Forschungsprojekte gesucht

Bei insgesamt 12 Workshops wurden konkrete Forschungsfragen debattiert. Ziel war es, Ideen für mögliche Forschungsprojekte zu sammeln. Für diese wird aus dem Budget für die Auftragsforschung ein Betrag von 2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, wobei ein maximales Volumen von 250.000 Euro pro Projekt vorgesehen ist. Projektanträge zum Thema Digitalisierung können bis zum 31. August 2021 eingereicht werden.

Auf das Erfordernis der Ausweisung des Eigenforschungsinteresses im Ausmaß von zumindest 10% der Projektkosten wird hingewiesen. Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen und Unterstützern des Forschungsvorhabens sind möglich. Wesentlich ist die Praxisrelevanz der eingereichten Projektvorschläge. Die Einbindung von Praktikern aus der Land- und Forstwirtschaft ist daher vorteilhaft.

Die Einreichung der Forschungsaktivitäten erfolgt über die Forschungsplattform Dafne www.dafne.at (Datenbank für Forschung zur nachhaltigen Entwicklung des BML).

Die eingereichten Vorschläge werden vom Ressort hinsichtlich folgender Kriterien geprüft:

  • Relevanz für die Strategien und Programme im BML
  • Kohärenz und Überschneidung mit anderen Bundesforschungsprogrammen
  • Projektmanagement und wissenschaftliche Exzellenz
  • Bedeutung der Problemstellung und Beitrag zur Problemlösung
  • Angemessenheit des Projektumfanges
  • Nutzung von wissenschaftlichen Netzwerken
  • Umsetzbarkeit der zu erwartenden Ereignisse in Kooperation mit den späteren Nutzern

Überarbeitungen der Vorschläge nach einer ersten Begutachtung und der daraus resultierenden Anregungen sind möglich. Die tatsächliche Entscheidung über eine mögliche Beauftragung der gut beurteilten Projektvorschläge erfolgt in einem ressortinternen Gremium.

Zusammenfassungen der Workshops