Digitalisierung an den Schulen des Landwirtschaftsministeriums
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Investitionsoffensive ermöglicht zukunftsorientierten Unterricht: E-Learning und digitale Ausbildungsschwerpunkte
Seit dem Jahr 2019 hat das Landwirtschaftsministerium mehr als 1,3 Millionen Euro in Digitalisierungsprojekte im Schulbereich investiert. So wurde am Francisco Josephinum in Wieselburg die neue Ausbildungsrichtung „Informationstechnologie in der Landwirtschaft“ gestartet. Mit der an den Standorten Wieselburg, Raumberg-Gumpenstein und Mold angesiedelten Innovation Farm werden neue Technologien für die Anwendung in der Praxis erprobt und aufbereitet (www.innovationfarm.at).
E-Learning
Ziel dieses Investitionsschwerpunkts des Ministeriums war es nicht nur Smartfarming zu forcieren, sondern auch die technische Ausstattung der Schulen zu verbessern. Damit wurden die Voraussetzungen geschaffen, um die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu bewältigen. Für Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrkräfte ist der digitale Unterricht im vergangenen Jahr zur Selbstverständlichkeit geworden.
Ausbildung von Lehrkräften
Eine immer größere Rolle spielt die Digitalisierung auch bei der Ausbildung von Lehrkräften und Beraterinnen und Beratern. Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik setzt hier mit einem eigenen Institut für E-Learning und E-Didaktik wichtige Impulse - einerseits in der Ausbildung der Studierenden an der Hochschule anderseits in der Fort- und Weiterbildung (www.haup.ac.at).
Lernen in Zeiten von Corona
Bernhard Stehrer, Direktor der HBLA Ursprung und Schulsprecher Leo Rogl erklären, wie sie mit der Herausforderung E-Learning umgehen und welche Probleme sowie Vorteile der Unterricht auf Distanz bringt.

Bernhard Stehrer, Direktor:
Herr Direktor Stehrer, hätten Sie es Anfang 2020 für möglich gehalten, dass der Unterricht an Ihrer Schule über längere Zeiträume digital abgehalten wird?
Bernhard Stehrer: Das Schulsystem wurde Anfang 2020 natürlich wie alle Bereiche des Lebens völlig überrascht. Im Herbst war aber spätestens klar, dass der digitale Unterricht fixer Bestandteil des laufenden Schuljahres sein würde.
Was waren die größten Herausforderungen?
Bernhard Stehrer: Die größte Herausforderung war sicherlich der Umgang mit den Rahmenbedingungen, die sich ständig änderten. Man musste schnell reagieren und Entscheidungen treffen.
Wo gibt es Verbesserungsbedarf oder Defizite?
Bernhard Stehrer: Viele Bereiche im schulischen Leben mussten völlig neu aufgestellt werden: Der digitale Unterricht natürlich, die Kommunikation mit den Eltern/Erziehungsberechtigten, ganz allgemein die Aufrechterhaltung eines Mindestmaßes an sozialem Leben, das ja essenzieller Teil des Schulgeschehens ist. In allen Bereichen gibt es auf Basis der gemachten Erfahrungen Verbesserungsmöglichkeiten. Wir haben viel gelernt.
Wie ist es den Schülerinnen und Schüler ergangen? Haben sie unter dieser Situation gelitten oder gab es auch Vorteile?
Bernhard Stehrer: Die HBLA Ursprung ist bekannt für ihr persönliches Umfeld und für ihr reiches soziales Leben. Gerade in dieser Hinsicht wurde vieles zum Opfer der Pandemie, darunter litten viele Mitglieder der Schulgemeinschaft.
Wie haben Sie den Praxisunterricht organisiert?
Bernhard Stehrer: Es war einer der wichtigsten Grundsätze bei der Planung von Präsenzphasen, dass jeweils Praxisunterricht auf dem Stundenplan stand. Auf diese Weise konnte ein gewisses Mindestmaß sichergestellt werden.
Konnten die Schülerinnen und Schüler ausreichend praktische Erfahrungen sammeln? Konnten alle ihre Pflichtpraktika absolvieren?
Bernhard Stehrer: In Summe haben die praktischen Erfahrungen im regulären Schulbetrieb natürlich gelitten. Die vom Lehrplan her vorgesehenen mehrwöchigen Pflichtpraktika im Sommer sollen aber in vollem Umfang stattfinden.
Was haben Sie aus dieser Situation gelernt?
Bernhard Stehrer: Für mich, der ich genau zur Pandemiezeit mein Amt als Schulleiter antreten durfte, bleibt als Motto der letzten Monate im Gedächtnis: „Geht nicht, gibt’s nicht!“

Leo Rogl, Schulsprecher:
Leo, wie bist Du persönlich mit der besonderen Art des Unterrichts in Corona-Zeiten zurechtgekommen?
Leo Rogl: Nachdem sich das System etwas eingespielt hatte, fiel es mir signifikant leichter, meinen Tag zu planen und zu strukturieren. Allerdings konnte ich mich mit zunehmend wenig Aussicht auf baldige Besserung der Situation in manchen Fächern nach und nach weniger motivieren.
Was war für Dich und Deine Schulkolleginnen und Schulkollegen besonders schwierig?
Leo Rogl: Uns fehlte das Miteinander im Klassenraum: Der soziale Kontakt fördert in „normalen Zeiten“ das Lernen und bereichert den Schulalltag.
Wie haben aus Deiner Sicht die Lehrkräfte diese Aufgabe bewältigt? Was sollte besser oder anders sein?
Leo Rogl: „Aller Anfang ist schwer“, würde ich an dieser Stelle sagen. Jedoch hat sich durch die schnelle Anpassung der Lehrkräfte die Unterrichtsqualität bedeutend verbessert. Im Laufe der Zeit hat sich dann das sonst im Präsenzunterricht spürbare Engagement der Lehrpersonen auch im Distance Learning widergespiegelt.
Welche Vor- und Nachteile siehst Du im Distance Learning?
Leo Rogl: Am kritischsten sehe ich die Gefahr für einzelne Schülerinnen und Schüler, abzutauchen und den Anschluss zu verlieren. Außerdem fehlt vor allem jüngeren Schülerinnen und Schülern der persönliche Kontakt zu Gleichaltrigen. Für ohnehin schon gute Schülerinnen und Schüler bietet diese Unterrichtsform allerdings mehr Flexibilität und Freiräume, die produktiv genutzt werden können.
Hast Du Angst, dass Du in Deiner Ausbildung etwas versäumt hast?
Leo Rogl: In vielen Fächern war es mir möglich, durch Eigeninitiative einzelne Defizite auszugleichen. Jedoch ging vieles von dem verloren, was unsere Schule in Summe auszeichnet. Etwaige Versäumnisse werden sich meiner Meinung nach allerdings erst in den nächsten Jahren herauskristallisieren.